
1. Real braucht noch einen Knipser
Tritt Karim Benzema nun aus dem „Schatten“ Cristiano Ronaldos und erinnert sich wieder an seine beispielsweise 2011/12 gezeigten Torjäger-Fähigkeiten? Trotz seines Treffers zum 2:1 erfüllte der 30-Jährige Lopeteguis Vorgaben nur bedingt. Man merkt, dass er sich 20 Meter vor dem gegnerischen Tor nicht so wohl fühlt wie 40 Meter davor. Zwar setzte Odriozola den Franzosen in der 8. Minute noch perfekt in Szene, und auch das Verständnis mit Vinícius Júnior scheint früh zu passen, aber ein Killer vorne geht den Königlichen noch ab. Einer, der auch mal den Torhüter stört. Der am Strafraum lauert, im Abseits zockt, und dann in der Gasse angespielt wird. Einer, der sich physisch durchsetzen und egal ob in Minute 3 oder 87 mit vollem Einsatz spielt. Zwar präsentierte sich Borja Mayoral in Miami durchaus ambitioniert, während Rückkehrer Raúl de Tomás eher durch seine bereits bejubelte, aber vergebene 100-prozentige Chance auffiel. „RDT“ kann es sicher besser, aber hier würde den Königlichen ein robustes Kaliber à la Mariano Díaz gut stehen.
2. Odriozola, Vinícius und Ødegaard machen Spaß
Geschwindigkeit, Kreativität, und etwas, das manchen in der Vergangenheit abging: Lust! Diese Drei versprühten nicht nur Spielfreude, sondern auch Einsatzbereitschaft. Ob Neuzugang oder Rückkehrer – die „jungen Wilden“ ahnen ihre Chancen unter Lopetegui und wollen sie schon in der Saisonvorbereitung nutzen. Ihr Spiel ist noch lange nicht perfekt geschweigedenn fehlerfrei, doch ob Vinícius Angriffe nun in der eigenen Hälfte initiierte oder am gegnerischen Sechzehner zum Dribbling ansetzte, ob Odriozola Schüsse blockte oder mit 35 km/h vorne seine Mitspieler unterstützte, ob Ødegaard nun den Kollegen in der Gasse fand oder mit einem strammen Freistoß De Gea prüfte – diese Jungen gehörten gegen United zu den Besten!
[advert]
3. Lopetegui hat Llorente und Ceballos schon verbessert
Als Förderer junger Spieler war Julen Lopetegui bereits bekannt. Aber so schnell? Dieser Dani Ceballos war im Vergleich zu dem aus 2017/18 nicht wiederzuerkennen. Entweder Lopetegui hat das Klonen er-, oder einen Weg gefunden, wie der 21-Jährige ins System passt, wie er Selbstvertrauen sammeln und seine Stärken ausspielen kann. Ob direktes Passspiel, Seitenverlagerungen, schnelle Körperdrehungen und -täuschungen oder mutige Dribblings – von diesem Ceballos will man mehr sehen. Und auch Marcos Llorente scheint mehr als nur ein Ballabräumer, wusste er sich im ersten Durchgang sowohl als „dritter Innenverteidiger“ im Aufbau zu beteiligen, als auch in Halbzeit zwei vor der Box seine Mitspieler in Position zu bringen.
4. Theo spielt (immer noch) zu lethargisch
Die Arme baumeln herunter, Kopf und Blick gehen ebenfalls Richtung Rasen, Ballannahmen und -führung fallen immer etwas zu weit aus, sich schnell drehen? Och, nö… Theo Hernández wird das Schlafmützen-Image nicht los, weswegen er schon die schlechteste Note aller Madrilenen 2017/18 erhielt. Fast Tradition: Ein weiterer seiner vielen Fehler führte zu einem Gegentor, als er in Minute 18 Darmian laufen und auf Torschütze Alexis flanken ließ. Solche defensiven Aussetzer zeigt auch Marcelo, doch während der seine offensiven Qualitäten maximiert zu haben scheint, will Theo zu oft mit dem Kopf durch die Wand. Und nutzt jede noch so kleine Berührung zum Fallen, um sein zu weites Ballvorgelege zu kaschieren. Es scheint immer deutlicher: Madrid hat den falschen Hernández verpflichtet (Bruder Lucas von Atlético wurde gerade mit Frankreich Weltmeister).
5. Doppelspitze? Geht doch!
Von wegen 4-3-3! Statt mit seiner angeblichen Lieblings-Formation überraschte Julen Lopetegui zu Beginn mit einem System mit klarer Spitze. Das klappte jedoch nur bedingt, also wurde in der Pause umgestellt, sodass Mayoral und De Tomás gemeinsam angriffen – und das konnte sich sehen lassen. Trotz der aus der vergangenen Saison gegen tief stehende Gegner bereits bekannten Strafraumbelagerung erspielten sich die Blancos Chancen, versuchten es nicht nur mit Flanken, und hielten das Risiko durch gegnerische Konter dennoch gering. Ob nun mit Tempo über die Außen im anfänglichen 4-2-3-1 oder mit Dominanz im 4-4-2 – Lopeteguis Vorstellungen lassen sich schon früh sehen, da auch die Außenverteidiger nochmal eins weiter aufgerückt zu sein scheinen.
6. Von Casilla kann man sich wohl verabschieden
Einer muss noch mindestens gehen, und vermutlich trifft es Kiko Casilla. Von 1999 bis 2007 in Madrids Jugend geformt, kehrte der 31-Jährige 2015 als Vertreter für Keylor Navas zu den Königlichen zurück. Sein Auftritt gegen United – inklusive Fehler beim zweiten Gegentor – dürfte wohl sein letzter im Real-Trikot gewesen sein, da in den nächsten Testspielen Keylor Navas vorrangig spielen, und auch Andriy Lunin weiter getestet wird, mal davon abgesehen, dass in Luca Zidane noch ein vierter Handschuhträger mit in die USA gereist ist. Vier ist einer zu viel, sodass man Casilla für alles danken – in seinen drei Jahren gewann Real mit der Stimmungskanone neun Titel – und dann abwarten kann. Vielleicht passiert ja noch mehr auf der Torhüterposition. Aber diese Lehre war im ersten Testspiel nicht direkt zu sehen…
Community-Beiträge