
MADRID. Auf die kurze Euphorie folgt direkte Erdung. Denn Santiago Solaris Liga-Debüt fiel trotz des 4:0-Erfolgs im Pokal ernüchternd aus, eigentlich war am 11. LaLiga-Spieltag kein Unterschied zu den vorherigen Partien unter Julen Lopetegui festzumachen. Immerhin reichte es am Ende noch zu einem Sieg.
Asensio statt Isco, Odriozola und Reguilón wirbeln
Unterschiede auch nicht in der Startelf: Der 42-jährige Argentinier stellte wie erwartet auf, der spätere Vinícius blieb vorerst draußen, und die einzig vakante Stelle nahm Marco Asensio anstelle von Isco ein. „BBA“ vorne, „MCK“ dahinter, und inmitten der Abwehrsorgen – fünf Madrilenen sind aktuell verletzt – durften Álvaro Odriozola und Sergio Reguilón als Außenverteidiger wirbeln. Und den beiden Jungspunden – Reguilón sogar in seinem LaLiga-Debüt – kamen direkt die aktivsten Rollen der Partie zu. Viele Flanken, einige Standards – mehr gab’s im ersten Durchgang nicht zu sehen.
Unsicher, ideenlos: Real unter Solari wie unter Lopetegui
Zwar ging ein erster Benzema-Abschluss knapp daneben, ehe Masip Bales Kopfball festhielt und ein Casemiro-Kopfball nach Kroos‘ Freistoß über das Gehäuse flog. Doch nach guten, ersten Minuten verfielen die Hausherren wieder in alte, unsichere und ideenlose Muster zurück. Luka Modric erwischte mal wieder einen schlechten Nachmittag, und auch Gareth Bale sah man das fehlende Selbstvertrauen an. Ganz anders die beiden Außenverteidiger, die sich viel zutrauten – mal gute Flanken, mal Dribblings in den Strafraum. Nicht alles funktionierte, doch an Odriozola und Reguilón lag es nicht, dass die Königlichen trotz 8:5 Abschlüssen bei 61:39 Prozent Ballbesitz mit 0:0 in die Pausen gingen. Auch an den Gästen. Die agierten diszipliniert, riegelten den eigenen Strafraum ab, griffen jedoch zu ungenau an. Enes Ünal wurde zwei Mal schlecht bedient, sonst hätte Gefahr entstehen können, und Antoñito vergab in Minute 33 wohl die beste Gelegenheit des ersten Durchgangs, als Odriozola das Abseits aufhob, und Antoñito frei vor Courtois drüber schoss.
Konteranfällig: Valladolid zwei Mal an die Latte
Den zweiten Durchgang gestalteten beide Teams offener. Solari reagierte früh und wechselte in Isco anstelle von Casemiro offensiv, doch auch das Überraschungsteam aus LaLiga mischte immer mehr mit – und hatte plötzlich zwei Latten-Treffer auf dem Konto. Erst scheiterte Alcaraz, dann Villa aus jeweils rund 22 Metern. Pech für die Gäste, die ihren Eindruck der letzten Wochen fortsetzten: Aus den letzten sieben Spieltagen hat der Klub von Hauptaktionär Ronaldo 14 Punkte generiert – stand damit zwei Punkte vor den Blancos in der Tabelle.

Solari wechselt offensiv – auch Vinícius
Kroos auf Casemiro, Kroos auf Bale, Modric drüber… Real drückte, aber scheiterte Szene um Szene. Viele Ungenauigkeiten, viele Flanken, einige der 68.050 Zuschauer pfiffen ihre Spieler nicht ganz zu unrecht früh aus. Solari ging „All In“: Lucas Vázquez und Vinícius Júnior ersetzten die glanzlosen Bale und Asensio.
Und Vinícius brachte die Wende, wenn auch nicht ganz beabsichtigt. Sein Schuss in der 83. Minute nach mutigem Dribbling in den Strafraum wurde entscheidend durch Kike Olivas abgefälscht – wäre ansonsten wohl ins Seitenaus gelandet. Erst als Eigentor gewertet, trug es Schiedsrichter Gil Manzano als Vinícius-Treffer ein – den ersten des Brasilianers im weißen Trikot!
Ramos verwandelt Elfmeter als Schlusspunkt
Nach dem Glücksschuss des 18-Jährigen bäumte sich Valladolid nochmal auf, kämpfte, jedoch etwas zu ruppig. Benzema wurde im Strafraum gelegt, Ramos verwandelte – mal wieder per Panenka. 2:0 nach 88 Minuten. Ende.
Aufgrund 15:11 Abschlüssen, darunter die beiden Lattentreffer der Gäste, bei 59:41 Prozent Ballbesitz wäre ein Unentschieden auch verdient gewesen, doch die Königlichen haben sich wohl auch mal etwas Glück, einen Duselsieg verdient. Und klettern in der Tabelle (vorerst) von Rang neun auf sechs. Dank Retter Vinícius!
Bleibt Solari? Zwei Spiele bis zur Länderspielpause
Gegen Drittligist Melilla waren Einsatz, Spielfreude und Ideen zu sehen, gegen Valladolid nicht mehr. Bis auf das Ergebnis: Real unter Solari wie unter Lopetegui! Wie sich da die scheinbar ins Stocken geratene Suche nach einer langfristigen Lösung gestalten wird? Gut möglich, dass “Indiecito” sich noch in den zwei Partien bis zur Länderspielpause beweisen darf – erst in Pilsen (7. November), dann bei Celta (11. November).
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