
Real, Barça und Juventus wehren sich
Real Madrid antwortet der UEFA! Nachdem der europäische Fußballverband am Freitag erste Strafen für die neun inoffiziell ausgetretenen Super-League-Klubs sowie drastischere Konsequenzen für die drei verbleibenden Klubs – Real Madrid, Juventus und Barcelona – kommunizierte, gab der spanische Rekordmeister zusammen mit den beiden anderen Vereinen am Samstagvormittag eine gemeinsame Mitteilung bekannt.
Comunicado Oficial.#RealMadrid
— Real Madrid C.F. (@realmadrid) May 8, 2021
Real Madrids Pressemitteilung im Wortlaut
In Bezug auf das Kommuniqué, das am 7. Mai von der UEFA bezüglich der Super League herausgegeben wurde, und die Position, die neun ihrer Gründervereine eingenommen haben, erklären der FC Barcelona, Juventus und der Real Madrid folgendes:
(I) Die Gründungsvereine der Super Liga wurden – und werden weiterhin – unter Druck gesetzt, bedroht und beleidigt, um das Projekt aufzugeben und ihre Verantwortung und ihr Recht wahrzunehmen, durch konkrete Vorschläge, die aus einem konstruktiven Dialog resultieren, Lösungen für das Ökosystem Fußball zu finden. Dies ist in einem Rechtsstaat inakzeptabel und die Gerichte haben sich bereits zum Projekt Super League geäußert und die FIFA und die UEFA angewiesen, keine Maßnahmen zu ergreifen, die die Gründungsvereine bestrafen oder sich gegen die Super League richten könnten, sei es direkt oder über ihre angeschlossenen Einrichtungen, solange das Gerichtsverfahren läuft, und damit den guten Schein dieser Initiative anerkannt.
(II) Das Projekt Super League wurde von den zwölf Gründervereinen gemeinsam konzipiert:
A. mit dem Ziel, Lösungen für die unhaltbare Situation zu finden, in der sich die Fußballfamilie derzeit befindet; die zwölf Gründungsvereine sowie verschiedene Akteure des europäischen Fußballs haben ihre tiefe Besorgnis über die derzeitige sozioökonomische Situation zum Ausdruck gebracht und sind der Ansicht, dass es unerlässlich ist, strukturelle Reformen durchzuführen, um die Nachhaltigkeit unseres Sports zu gewährleisten. Aus diesem Grund haben die zwölf Gründungsvereine am 18. April letzten Jahres ihre Bereitschaft erklärt, die Super League zu gründen und einen Kommunikationskanal mit der UEFA und der FIFA einzurichten, in einem konstruktiven Geist der Zusammenarbeit zwischen den Parteien, wie ihnen an diesem Tag mitgeteilt wurde;
B. mit größtmöglichem Respekt vor den aktuellen Strukturen des Fußballs und seinem Ökosystem; in diesem Zusammenhang haben die Gründungsvereine ausdrücklich vereinbart, dass die Super League nur dann stattfinden wird, wenn ein solcher Wettbewerb von der UEFA und/oder der FIFA anerkannt wird oder wenn er aufgrund der geltenden Rechtsordnung als ein Wettbewerb anerkannt wird, der in jeder Hinsicht mit der Kontinuität der Gründungsvereine in ihren jeweiligen nationalen Wettbewerben vereinbar ist. Die UEFA und die FIFA haben sich jedoch geweigert, einen ordnungsgemäßen Kommunikationskanal einzurichten, obwohl sie von diesen Bedingungen wussten; und
C. finanzielle Stabilität für die gesamte europäische Fußballfamilie zu schaffen, die derzeit von einer tiefen Krise betroffen ist, die das Überleben vieler Klubs bedroht, wie die Verpflichtung der Super League zur Zahlung jährlicher Solidaritätszahlungen, die ein Vielfaches der von der UEFA angebotenen Beträge ausmachen, und die Verpflichtung, die Regeln der finanziellen Nachhaltigkeit durch die Schaffung eines klaren, transparenten und effektiven Kontrollsystems, das von Experten überprüft wird, zu stärken.
(III) Die Super League wurde von den zwölf Gründungsvereinen als einmalige Gelegenheit verstanden, den Fans auf der ganzen Welt das bestmögliche Spektakel zu bieten und das globale Interesse an dem Sport zu steigern, der vor neuen Generationstrends steht, die seine Zukunft bedrohen. Auf der anderen Seite sollte es aber auch in erster Linie den Frauenfußball weltweit voranbringen, eine historische Chance für dessen Förderung.
(IV) Wir sind uns der Vielfalt der Reaktionen auf die Super-League-Initiative in vielen verschiedenen Bereichen bewusst und folglich auch der Notwendigkeit, über die Gründe für diese Reaktionen nachzudenken und den vorgeschlagenen Ansatz gegebenenfalls zu überdenken. Es wäre jedoch ernsthaft unverantwortlich, wenn wir im Wissen um die Nöte und die Systemkrise im Fußballsektor, die uns zur Ankündigung der Super League veranlasst haben, unsere Mission aufgeben würden, effektive und nachhaltige Lösungen und Antworten auf die Probleme zu finden, die den Fußball bedrohen.
(V) Wir bedauern zutiefst, dass sich unsere Freunde und Gründungspartner des Super-League-Projekts in einer inkohärenten – und inkonsistenten – Position befinden, nachdem sie gestern bestimmte Verpflichtungen gegenüber der UEFA eingegangen sind. Angesichts der Tatsache, dass die materiellen Probleme, die die zwölf Klubs vor einigen Wochen dazu veranlasst haben, die Super League anzukündigen, nicht verschwunden sind, bekräftigen wir, dass wir aus Respekt vor unserer Geschichte, aus Verantwortung gegenüber unseren Mitgliedern und Fans, für die finanzielle Nachhaltigkeit des Sports und zum Wohle des Fußballs die Pflicht haben, verantwortungsvoll zu handeln und beharrlich nach Lösungen zu suchen, trotz des inakzeptablen Drucks und der Drohungen, die wir weiterhin von der UEFA erhalten.
(VI) Abschließend bekräftigen wir gegenüber der FIFA, der UEFA und allen Interessenvertretern des Fußballs, wie wir es seit der Ankündigung der Super League bereits mehrfach getan haben, unser Engagement und unseren festen Willen, mit gebührendem Respekt, ohne unerträglichen Druck und unter Wahrung der Rechtsstaatlichkeit die Lösungen für die Probleme der finanziellen Nachhaltigkeit des Fußballs und zum Wohle des Fußballs zu diskutieren.
Super-League-Pläne noch nicht aufgegeben
All das bedeutet: Real, Barça und Juventus verteidigen weiter ihre Pläne und beharren darauf – auch wenn sie zugeben, über einiges nachzudenken und „gegebenenfalls zu überdenken“. Die Vereine fühlen sich bedroht und beleidigt und bitten die Verbände weiter um einen offenen Austausch. Das Super-League-Vorhaben wurde unter anderem dadurch verteidigt, dass enorme Solidaritätszahlungen an kleinere Klubs sowie Pläne für den Frauenfußball geplant waren.
Florentino Pérez sagte schon zuletzt, dass die Super League weiter existiere, auch wenn ein Anpfiff im August nicht mehr möglich sein wird. Nichtsdestotrotz besteht weiter eine vertragliche Bindung zwischen den zwölf Klubs – bei einer Vertragskündigung wären jeweils 150 Millionen Euro als “Ausstiegsklausel” fällig. Früher oder später wird die Super League kommen – jedoch sind noch sehr viele Fragen nach dem Wann und Wie offen. Und die Frage, welche Handhabe die UEFA hinsichtlich weiterer Konsequenzen hat – ein Ausschluss der drei Vereine aus zukünftigen Wettbewerben ist aufgrund einer fehlenden juristischen Grundlage eher unwahrscheinlich.
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