
Super League im Stand-by
Lebt sie noch oder lebt sie nicht mehr? Kurz nach ihrer Geburt in der Nacht auf Montag schien sich die Super League selbst abzutreiben, als nach und nach ein Klub umkippte und einen Rückzieher machte.
Der Wirbelsturm über dem europäischen Kontinent scheint mittlerweile vorüber zu sein und die Luft wird etwas klarer und macht den Blick frei auf die Trümmer die übrig geblieben sind eines hehren Vorhabens. Ein Vorhaben, das irgendwie noch weiter existiert. Denn der Status Quo ist, das die Super League noch nicht aufgegeben wurde und wohl ein Schattendasein fristet. Zwar erklärten neun der zwölf Gründerklubs ihren Austritt, aber einerseits bleiben noch drei Klubs und andererseits ist es für einen Austritt nicht mit einer Mitteilung getan. „Bislang hat niemand die Super League verlassen, weil niemand die Strafe dafür gezahlt hat. Wie hoch sie ist, werde ich nicht sagen“, verriet Florentino Pérez noch optimistisch am Mittwochabend. Nicht, weil er glaubt, dass die Super League dieses Jahr noch auferstehen würde, sondern weil das Spiel in seinen Augen noch nicht durch ist, denn laut ihm haben alle zwölf Klubs am Samstag die Verträge unterschrieben.
Real, Juventus und Barça noch an Bord
Real Madrid ist also noch an Bord der Titanic, auch Juventus Turin teilte lediglich die Einsicht mit, dass das ambitionierte Projekt zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu realisieren sei und dann wäre da noch ein Klub, der sich bisher zurückgezogen hatte. Vom FC Barcelona gab es nach der Super-League-Verkündung am Montag noch keine neuen Mitteilungen – bis jetzt. Dabei erklärte Präsident Joan Laporta die SL nicht etwa als gescheitert, sondern als „eine Notwendigkeit“. Gegenüber TV3 wollte der 58-Jährige am Donnerstag die SL noch nicht aufgeben, stellte die mögliche Zukunft einer Eliteliga jedoch unter eine Bedingung – unter die Gunst der Mitglieder. Denn während Pérez das Thema Abstimmung der „Socios“, denen der Verein gehört und die Pérez zum Präsidenten gewählt haben, lapidar abwiegelte („Soll ich sie auch fragen, wen sie verpflichten wollen, oder was?“), erklärte Laporta, dass jene Mitglieder „das letzte Wort haben“.
Laporta setzt auf Demokratie, Pérez nicht
Laportas Hintergrund ist klar: Der immense finanzielle Druck und Schuldenberg bei Barça (kurzfristige Verindlichkeiten circa 730 Millionen Euro, bei Real Madrid handelt es sich um Nettoschulden von circa 240 Mio.) „zwingt“ die Katalanen eigentlich zu einem solchen Projekt. Zum Vergleich: Haben die 32 Champions-League-Klubs bislang circa 2,0 der 3,25 Milliarden Euro von der UEFA erhalten, hätten sich die 15 Super-League-Klubs allein 3,5 Milliarden Euro untereinander aufteilen können zuzüglich Titel-Prämien. „Mit der Super League hätten wir viel mehr Geld einnehmen können, das für alle da gewesen wäre“, erklärte auch Pérez und sagte zur bisherigen Königsklasse: „Das Format der Champions League ist obsolet, veraltet und ist erst ab dem Viertelfinale interessant. (…) Dieses Format funktioniert eindeutig nicht!“
Das Format der Super League, zumindest die Idee und das Vorhaben, funktioniert aber auch nicht. Pérez, Andrea Agnelli und Laporta, der als neugewählter Präsident zum Handeln gezwungen war, wollen oder müssen an der Super League irgendwie festhalten. „Sie existiert weiter, aber das Projekt ist im Stand-by. Wenn dieses Projekt nicht umgesetzt wird, wird es später ein anderes geben“, so Pérez.
Sie existiert also irgendwie weiter – offiziell mit zwölf vertraglich gebundenen Klubs. Wie es hinsichtlich Kündigungen und Entschädigungszahlungen aussieht, das wissen wohl nur die wenigsten. Wie es sportlich weiter geht, dürfte aber allen klar sein: mit der Champions statt der Super League.
Update: Nichtsdestotrotz gab es nach Laportas Statements auch ein Unterstreichen seitens des Klubs, wobei der Vorstand der Katalanen erklärte, warum er „mit größter Dringlichkeit akzeptierte, an der Super League teilzunehmen“ – unter anderem, weil der Verzicht auf eine Teilnahme ein „historischer Fehler gewesen“ sein könnte. Und auch Barça teilte so offiziell mit, die Zustimmung der „Socios“ noch einholen zu wollen, bittet jedoch vorerst um „Verständnis, Respekt und sogar Geduld“. Bis dahin aber gilt: Der FC Barcelona tritt nicht aus!
Comunicado del FC Barcelona sobre la Superliga https://t.co/C1ao7esaEK
— FC Barcelona (@FCBarcelona_es) April 22, 2021
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