Analyse

Reals Déjà-vu: Kein Sieg gegen Inter und es sieht extrem düster aus

Erst ein 2:3 gegen Shakhtar Donetsk, nun ein 2:2 in Mönchengladbach: Real Madrid bringt sich in der Champions League noch mehr in die Bredouille. Ein Erfolg nächste Woche gegen Inter Mailand ist absolute Pflicht, um sich dem ersten Gruppen-K.o. der Historie vom Leibe zu halten. Durch Carlos Casemiros Ausgleichstor auf deutschem Boden entgehen die Königlichen zwei Negativ-Rekorden.

536
Real Madrid Champions League
Höhen und Tiefen: Real ist zu unkonstant – Foto: imago images / Revierfoto / Team 2 / Moritz Müller

„Der Glaube rettet Madrid“

MÖNCHENGLADBACH. Es hatte lange etwas von der Saison 2015/16: Real Madrid schlägt den FC Barcelona auswärts und reist dann nach Deutschland, um sich dort in der UEFA Champions League einem Underdog aus der Bundesliga geschlagen zu geben. Damals war auf ein Clásico-2:1 eine deftige 0:2-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel beim VfL Wolfsburg gefolgt, jetzt hat es nach einem 3:1 im Camp Nou ein 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach gegeben – obwohl bereits alles nach einem erneuten Abstecher in die Bundesrepublik ohne ein eigenes Tor und zwei Gegentreffer ausgesehen hatte.

Das Team von Zinédine Zidane steckte jedoch selbst in Folge des Nackenschlags nach knapp einer Stunde nicht auf und netzte in den letzten sieben Minuten der Begegnung noch zweimal ein. Karim Benzema drückte das runde Leder nach 86 Minuten und 26 Sekunden über die Linie, Carlos Casemiro markierte nach 92 Minuten und 17 Sekunden den Ausgleich. „Erstes Gebot von Real Madrid: Nie aufgeben“, titelt die Sportzeitung MARCA am Mittwoch und verbleibt damit mit der Aufholjagd. „Der Glaube rettet Madrid“, konstatiert die AS.

Real wendet historischen Fehlstart ab

Ohne Casemiros Tor hätte der 13-fache Triumphator nicht nur erstmals überhaupt in dem Wettbewerb viermal in Folge verloren, sondern auch erstmals überhaupt die ersten beiden Gruppenspiele ohne einen einzigen Punkt beendet. Zum Auftakt gegen Shakhtar Donetsk war man bekanntlich mit einem 2:3 in die Knie gezwungen worden. So befinden sich die Blancos nun in einer Situation, die sie gut kennen – und auch gar nicht lange her ist.

Erst in der vergangenen Saison startete Real ebenso schwach in die Vorrunde. Kurios: Nach einem 0:3 bei Paris Saint-Germain lag das Starensemble beim 2:2 im zweiten Gruppenspiel zwischenzeitlich ebenso 0:2 zurück. Was die „Fohlen“ am Dienstagabend waren, war damals der Club Brügge. Pleite zu Beginn, danach eine Punkteteilung und weiterhin Tabellenletzter: Real erlebt international gerade ein Déjà-vu vom Feinsten.

Gleiche Situation – aber eine ausgeglichenere Gruppe

2019 führte PSG das Klassement nach zwei absolvierten Runden mit sechs Zählern an, Brügge mit zwei Zählern und Galatasaray Istanbul mit einem Punkt lagen noch vor dem weißen Ballett. Dass die Gruppe mit Inter Mailand (zwei Punkte), Mönchengladbach (zwei) und Shakhtar (vier) diesmal eine qualitativ ausgeglichenere ist, steht wohl außer Frage. Heißt: Die Umstände sind etwas ernsthafter zu betrachten als in der Vorsaison. Zudem stehen beide Aufeinandertreffen mit Inter als dem sicherlich stärksten Gegner noch aus.

Der Stand in Champions-League-Gruppe B

Zum ersten Kräftemessen mit den „Nerazzurri“, die mit zwei Remis in Serie ebenso alles andere als berauschend gestartet sind und genauso zunehmend unter Druck stehen, kommt es am Dienstag (21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN), ehe dann am 25. November gleich das Rückspiel im San Siro ansteht. Klar ist: Springt nächste Woche im Estadio Alfredo Di Stéfano nicht endlich der erste dreifache Punktgewinn heraus, sieht die Lage für den Rekordchampion in der Königsklasse ziemlich düster aus – vor allem, falls Inter und Mönchengladbach jeweils als Gewinner hervorgehen sollten. Beide hätten dann je fünf Punkte, Real läge drei Zähler hinter Donetsk, dem Dritten.

Jetzt gegen Inter: Vielleicht gar nicht so schlecht

Dass jetzt die Duelle mit dem namhaftesten Kontrahenten auf dem Programm stehen, mag aber gar nicht mal so übel sein. Real ist schließlich bekannt dafür, in Top-Spielen auf dem Punkt da zu sein. Das aktuell beste Beispiel: Der gewonnene Clásico, nachdem es zuvor nicht nur die Schlappe gegen Shakhtar gegeben hatte, sondern auch eine empfindlichen Rückschlag in der Liga gegen Aufsteiger FC Cádiz (0:1). Fast schon lästige Aufgaben gegen vermeintliche No-Names, bei denen es dem einen oder anderen Star schwerfallen mag, sich richtig zu motivieren. Nicht so, wenn es gegen Barça oder Inter geht.

Analyse | Alle Videos

Video: Was bei Real falsch läuft

Barcelona besiegen, in Gladbach stolpern – eigentlich ist alles so, wie Nils Kern es prophezeit... weiterlesen

Zwei Spiele, ein Punkt: Nur jedes fünfte Team kommt weiter

160 Mal hat es den Fall, dass eine Mannschaft nach zwei Spieltagen bei einem Punkt steht, übrigens in der Historie der Königsklasse bislang gegeben. 32 Teams sind trotzdem noch Erster oder Zweiter geworden (20 Prozent), 128 mussten die Segel streichen (80 Prozent).

Ganz grundsätzlich kann es mit dem Weiterkommen aber doch eigentlich gar nicht schiefgehen. Nach der Gruppenphase rausgeflogen sind die Merengues schließlich noch nie. Kein einziges Mal in 28 Fällen. Die Quote mit Blick auf einen Einzug in die K.o.-Runde beträgt 100 Prozent. „Wir wissen um die Situation, befinden uns in der gleichen Position wie letzte Saison. Wir werden alles tun, um weiterzukommen. Ich bin mir auch sicher, dass wir in die nächste Runde einziehen“, so ein überzeugter Zinédine Zidane, dessen Mannschaft es im Angriffsspiel allerdings nach wie vor sichtlich an Torjäger-Qualitäten fehlt. Marco Asensio und Vinícius Júnior, die aktuell die Flügelzange bilden, sind keine Vollstrecker.

Real Madrid Trikot

Das Angriffsspiel lässt zu wünschen übrig

Real hält den Ball so oft zu lange in den eigenen Reihen und findet im Spiel nach vorne nicht die passenden Mittel, um den Gegner zu überraschen – was sich auch Zidane als derjenige, der die Spieltaktik vorgibt, vorwerfen lassen muss. Abgesehen von den beiden Treffern waren wirklich nennenswerte Möglichkeiten auch gegen den Bundesligisten an einer Hand abzuzählen. Gemessen an den hohen Ansprüchen des prestigeträchtigsten Klubs der Welt ist das zu wenig. Auf nationaler Ebene mögen die Madrilenen ein Titelkandidat sein, auf der großen Bühne Champions League mit diesem Sturm aber weiß Gott nicht. Vielleicht ändert die Rückkehr von Eden Hazard ja etwas daran. Der Belgier bestritt im Borussia-Park endlich seinen ersten Einsatz der Saison. REAL TOTAL hat schon nach dem 0:0 gegen Real Sociedad zum Pflichtspiel-Start betont: Real Madrid braucht den besten Hazard – jetzt!

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Es sieht auch vor diesem Spiel schon alles Düster aus...!
 
Diese Mannschaft hat auch nichts im Achtelfinale zu suchen
Bevor man gegen Bayern oder eine andere starke Mannschaft abgeschossen wird sollte man lieber in der Gruppenphase ausscheiden
 
Meine Gedanken zur Offensive:

Aktuell führt an Benezma kein Weg vorbei. Wenn der Flügelspieler hätte, die ihn mehr unterstützen, wäre der eine 10 von 10. Stellt euch vor der würde nur im Strafraum stehen, dann passiert offensiv gar nichts mehr. Und nur im Strafraum stehen ist bei den zuspielen der Flügel auch keine Lösung. Jovic als Doppelsturm sehr gerne - bei 433 kann aber nur Benezema spielen. Das System passt gar nicht zu Jovic.

Vinicius hat bereits über 70 Spiele für Real bestritten, viele davon von Beginn weg. Alter ist keine Ausrede mehr mit der Spielpraxis muss mehr dabei rausschauen. Aber dem fehlt komplett das spielerische Verständnis und ich sage wieder einmal - ich glaube das kommt auch nicht mehr.

Asensio ist technisch stark aber schießt zu wenig. Der hat so einen geilen Schuss, aber der kommt viel zu wenig durch. Hazard wird hoffentlich bald einschlagen. Aber so ist ein 433 aktuell nicht tragbar, das System lebt von torgefährlichen Flügelspielern. Mir gefällt ein 442 besser mit Jovic Benz oder wieso nicht einmal Asensio Benz.

Finde aber generell, dass Real gestern bis auf die defensiven Aussetzer nicht so schlecht gespielt hat. Offensiv war sehr mager klar. Aber man hat nicht aufgegeben - das rechne ich der Mannschaft an. Und Gladbach hat einfach auch sehr gut gespielt.

Samstag und Dienstag 6 Punkte sagt mir mein Gefühl :) Alles muss man nicht schlecht reden. Bin seit 20 Jahren Real Fan und auch in Zeiten von 5:0 Siegen gab es haufenweise Kritik.....
 
Eigentlich hätte der Baum schon gestern lichterloh brennen müssen, wären da nicht die zwei eher glücklichen Treffer, die jetzt zur Remontada mutieren. Das wäre der absolute Tiefpunkt, wenn Real Madrid diese Gruppe nicht überstehen sollte und die bisherigen Auftritte auf dem CL-Parkett stimmen nicht gerade positiv. Finanziell wäre das in diesen schwierigen Zeiten eine Katastrophe.

Ja hast du vollkommen recht aber andersrum wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Gegner im Achtelfinale bekommen der uns abschlachtet . Weniger Geld oder klatsche - ich wünschte es gäbe eine 3 Tür nur die haben Zidane , Pérez & Co und schlussendlich dann das Team vernagelt !
 
Man soll jetzt nicht in Panik zerfallen. Wenn die ganz harten Jungs kommen (Barça, Inter) ist Real immer da.

Was mir grosse Sorgen bereitet, ist die Spielweise von Inter. Die werden nicht wie Barça mitspielen, sondern sich, genau wie Gladbach und Shakthar, aufs Verteidigen konzentrieren. Nur haben sie sowohl Defensiv, als auch Offensiv weit mehr Qualität als Gladbach und Shakthar. Ich weiss nicht, wie unsere Offensive da was reissen soll, aber mal gucken.

Stand jetzt ist alles noch möglich. Ernsthafte Sorgen müssen wir uns erst dann machen, wenn wir gegen Inter nicht gewinnen.
 
Es ist eine sehr ausgeglichene Gruppe. Man sieht auch, spanische Mannschaften, La Liga und Real Madrid sind nicht mehr das Nonplusultra. Real Madrid gehört mit dem Kader zu gehobenen Mittelklasse. In der Vergangenheit hat die individuelle Klasse von Kaka, Bale, Ronaldo, Di Maria, dafür gesorgt, dass komplizierte Spiele stets gewonnen wurde. Vor der Ronaldo Ära gab es stets Klatschen auf deutschen Boden und in der Gruppenphase war der erste Platz kein Selbstverständnis. Viele sehen sich nach dem Glanz der Ronaldo und Co. Ära, aber derzeit befinden wir uns wieder in der Zamorano Ära. Viele sehnen sich spielerisch an vergangene Tage. Nur hatte man seinerseits ein anderes Spielermaterial und Transferstrategie. Ronaldo, Bale in Prime, dazu di Maria. Kaka und Higuian kamen von der Bank. Das war Offensivpower die nicht vergleichbar ist mit dem derzeitigen Spielermaterial und Transferpolitik. Mit dieser Transferstrategie und dem Kader kann man derzeit nicht an verfangendem Glanz anknüpfen. Wenn man den Kader oder die TOP-Elf der TOP Teams in Europa vergleicht, rutscht Madrid doch eher ins obere Mittelfeld ab. Für LaLiga reicht es noch, für Europa nicht mehr. Mit Vinícius und Asencio als Stammspieler oder einen Rodrygo als Backup kann man nichts reißen. Nur müssen wir irgendwie die Brücke zu 2022 schlagen, wo Madrid hoffentlich Weltkasse Nachrüsten wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Nils Kern

Habt ihr bei RealTotal von Benzema‘s Lästeraktion gegen Vinicius mitbekommen?
 
Wie ein Wahnsinniger hoffe ich bei jedem Spiel auf eine Verbesserung bzw eine Befreiung der Mannschaft und nach jedem Lebenszeichen wird mein Herz dennoch gebrochen. Wir müssen leider feststellen, dass der Patient hirntot ist und der Stecker gezogen werden muss. Zidane ist eine Galionsfigur unseres Clubs und ich werde ihm für ewig dankbar sein aber die zweite Amtszeit war leider ein Fehler von ihm. Mit diesen Auftritten zerstört er leider ein wenig sein Denkmal. Seine Mannschaft hat keinerlei Ideen, die Spieler sind allesamt verunsichert und seine Aufstellungen unterstreichen das. Wir haben das Konterspiel vollkommen verlernt und selbst bei einer hochstehenden Viererkette wird unser Spiel im letzten Drittel entschleunigt, sodass nur absurde Flanken den Ball irgendwie in die Nähe des Tores bringen. Die Meisterschaft der vergangenen Saison haben wir nur mit Hilfe von der Gewinnermentalität unserer Führungsspieler gewonnen und jetzt ist dieser Tank leer. Zidane hat daraus die letzten Reserven gezogen. Vielleicht kommt er auch selbst zu dem gleichen Entschluss und tritt freiwillig zurück. Dieser Druck würde doch jedem Menschen extrem zusetzen.
Ebenso muss man aber auch unsere Spieler kritisieren. Bei aller Liebe zu Vini aber habt ihr auch mal andere vielversprechende Talente in seinem Alter gesehen. Seit wann reicht es denn schon, schnell zu laufen und dabei ein paar Übersteiger zu machen?! Schaut euch mal die Flügelspieler der anderen Topteams an. Vini muss eindeutig die Grundlagen des Fußballs lernen und diese kann man sich nicht in der ersten Mannschaft von Real Madrid aneignen. Den Spieler hätte man bereits vor zwei Jahren verleihen sollen. Rodrygo könnte auch massiv von einer Leihe profitieren. Dieses Jahr ist der Zug dafür natürlich abgefahren und wir sind auf die beiden Spieler angewiesen. Asensio hat gestern zwar ein ordentliches Spiel gemacht aber mir fehlt die Fantasie, dass aus ihm noch ein richtiger Weltklassespieler wird, der den Unterschied ausmachen kann. In seinem Alter muss der klare Nachweis kommen und ich befürchte das gleiche Schicksal, wie bei Isco. Benzema kann seine Qualitäten nur dann ausspielen, wenn er torgefährliche Spieler neben sich hat. Unsere Flügelzange entspricht leider nicht diesen Kriterien. Die Hoffnungen ruhen ganz klar auf den Schultern von unserem 120-160 Millionen Pummelchen Eden Hazard. Vielleicht lässt er sich von seinem Kumpel Courtois insperieren, der auch eine schwierige aber nicht so eine katastrophale Saison bei uns durchstehen musste. Der Optimist in mir hofft ebenfalls, dass Jovic irgendwie nochmal den Torjäger in sich entdeckt aber dafür war die Chancenverwertung bis jetzt erschreckend schwach. Der junge Serbe scheint mental unglaublich fragil zu sein und die Schlagzeilen in der Regenbogenpresse helfen ihm auch nicht dabei. Nichtdestotrotz würde ich mich mehr über die Doppelspitze freuen, weil unsere Flankenbessenheit besser dafür geeignet ist.
Im sportlichen Sinne stelle ich mich auf einen dunklen und kalten Winter ein...
 

Verwandte Artikel

Reals Titel-Fundament: Warum die Defensive den Unterschied macht

Real Madrid brennt in dieser Saison (noch) kein Offensivspektakel ab. Doch während...

Trotz García-Aufschwung: Real muss einen Linksverteidiger holen

Die bisherigen Auftritte von Real Madrid bei der FIFA Klub-WM haben einige...

Güler blüht auf: Wie Alonso den Spielmacher der Zukunft formt

Real Madrids 1:0-Erfolg über Juventus Turin im Achtelfinale der Klub-WM war kein...

Klub-Überblick: Basketballer historisch, Blancas vor Umbruch

Real Madrid besteht aus mehr als nur den Profis der ersten Fußball-Mannschaft....