
„Im Juni schon wieder Nations League – warum?“
TURIN. Er macht den Anschein, als würde es in ihm schon etwas länger brodeln. Thibaut Courtois ist genervt. Genervt davon, dass der Terminplan für die Profifußballer immer enger wird, dass immer mehr Pflichtspiele angesetzt werden – darunter auch welche der eher überflüssigeren Art. Die Rede ist hierbei etwa von der Nations League, die von der UEFA auf Nationalmannschaftsebene 2018 ins Leben gerufen und in den zurückliegenden Tagen zum zweiten Mal im Final-Four-Modus ausgespielt wurde.
Courtois verlor mit Belgien erst das Halbfinale am Donnerstag gegen Frankreich (2:3), am Sonntag setzte es dann auch gegen Italien eine Niederlage (1:2) – im Spiel um Platz drei, das es nicht einmal bei Europameisterschaften gibt und daher inmitten der Saison umso redundanter erscheint.
Real Madrids Keeper hielt nach dem Abpfiff in Turin daher eine Brandrede, kritisierte die UEFA und Weltverband FIFA dabei auf das Schärfste. „Es ist nur ein Spiel des Geldes wegen. Wir müssen da ehrlich sein. Wir spielen es nur, weil es für die UEFA extra Geld bringt und es ein weiteres Spiel im Fernsehen ist. Für uns? Okay, es ist ein gutes Spiel, da wir gegen Italien spielen und Italien gegen Belgien spielt. Aber schau mal, wie viel beide Mannschaften durchrotiert haben. Wenn beide Teams im Finale gewesen wären, hätten andere Spieler gespielt. Das zeigt einfach nur, dass wir zu viele Partien bestreiten. Im Juni schon wieder vier Nations-League-Spiele. Warum?“, fragte der 29-Jährige mit voller Unverständnis.
„Wenn wir nie etwas sagen, ist es immer das gleiche“
„Nächstes Jahr haben wir eine Weltmeisterschaft im November, müssen daher vielleicht bereits Ende Juni wieder spielen. Wir verletzen uns und niemand interessiert sich mehr für die Spieler! Wenn du im Juni nach einer langen Saison wieder vier Spiele in der Nations League machen musst, hast du nur drei Wochen Urlaub – das ist nicht genug für die Spieler, um in der Lage zu sein, auf dem höchsten Level weiter zu bestehen. Wenn wir nie etwas sagen, ist es immer das gleiche“, animierte Courtois indirekt all seine Kollegen dazu, auch mal das Wort zu ergreifen, um schließlich wiederum auch seinen Klub und Präsident Florentino Pérez in Schutz zu nehmen.
“They don’t care about the players they just care about their pockets.”
Thibaut Courtois accused UEFA and FIFA of prioritising money over player welfare after Belgium were beaten 2-1 by Italy in the Nations League third-place play-off.pic.twitter.com/LLb2LEVG2D
— Sky Sports (@SkySports) October 11, 2021
„Wir sind keine Roboter“
„Und dann sind sie gegen die Super League, aber sie machen genau das gleiche, setzen zusätzliche Spiele an, schaffen einen zusätzlichen Wettbewerb mit dem Conference Cup, oder wie auch immer der Name ist. Es ist immer das gleiche. Sie können sauer auf Vereine sein, die die Super League wollen, aber sie kümmern sich nicht um die Spieler. Sie interessiert nur der eigene Geldbeutel. Das ist schlecht. Und dann hörst du, dass sie die WM alle zwei Jahre ausrichten wollen… Wann bekommen wir eine Pause? Nie! Am Ende verletzen, verletzen und verletzen sich die Top-Spieler. Es sollte viel besser laufen und viel mehr darauf geachtet werden, dass wir keine Roboter sind. Es sind immer mehr Spiele und immer weniger Pausen für uns, für uns interessiert sich niemand“, betonte Courtois.
Noch einmal: Courtois ist ein Torwart, spult als solcher pro Partie deutlich weniger Kilometer ab als die Akteure in der Abwehr, im Mittelfeld und im Angriff. Wenn ihn die Missstände schon so derartig stören, wie muss es dann bei den Feldspielern sein?
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