
Bitteschön, ihr neutralen Fans, un placer! Es war uns ein Vergnügen! Real Madrid hat Fußballeuropa nicht einen, nicht zwei, sondern drei Gefallen getan – indem die Blancos genauso viele Investoren-Klubs rausgeworfen haben. Nun sollte der FC Chelsea gewiss nicht auf eine Stufe mit Paris Saint-Germain und Manchester City gestellt werden und „natürlich“ gelten auch Florentino Pérez und Co. nicht unbedingt als lupenreine Saubermänner. Aber dass der 13-fache Rekordsieger sowohl bei PSG als auch bei City zwei Scheich-Projekte zum Einstürzen bringt und dann auch noch auf diese dramatische Art und Weise mit Ansage – kein neutraler Fan kann behaupten, das habe ihm oder ihr nicht geschmeckt.
Was meine persönlichen Probleme mit PSG und City sind? Es handelt sich um künstlich hochgezüchtete Luxus-Klubs ohne Seele, ohne Charakter und im Falle von Paris: ohne Tradition. Nun haben auch viele andere Klubs Investoren oder Aktionäre im Hintergrund und auch der nächste Gegner, der FC Liverpool, muss da erwähnt werden, während Real Madrid noch seinen rund 100.000 Mitgliedern gehört. Und doch sind Liverpool und Co. meiner Meinung nach nochmal eine ganz andere Sache als die beiden genannten.
Bei PSG und City steckt Politik dahinter, bei der sich seit vielen Jahren Staaten reinkaufen, um von ihren Skandalen und Menschenrechtsverletzungen abzulenken und sich reinzuwaschen. Sportswashing gibt es mittlerweile in vielen Sportarten, aber City und speziell PSG haben es auf die Spitze dieser Korruptions-Liga getrieben. Sie haben den Markt gesprengt und speziell PSG versucht durch aggressives Auftreten, im Klub der großen Klubs mitmischen zu dürfen, was zumindest ManCity sportlich erreicht hat.
All das reicht euch nicht? Zahlen, bitte! Seit Abu Dhabi im Jahr 2008 durch jährlich dubiose wie illegale Sponsoring-Deals und Zahlungen in England auffällt, hat kein Verein mehr ausgegeben (2,15 Milliarden Euro) und kein Verein eine schlechtere Transferbilanz (-1,44 Mrd.). Zum Vergleich: Auch Real Madrid agierte mit 1,53 Milliarden Euro in den letzten 14 Jahren nicht gerade sparsam, hat seine Finanzen jedoch im Griff dank enormer Verkäufe, weswegen das Minus nur -457 Millionen Euro bedeutet. Neun Top-Klubs haben da eine schlechtere Bilanz (sogar der FC Bayern mit -476 Mio.), auch auf die Champions League betrachtet: Real Madrid kam mit ausgewählten Transfers zu vier Henkelpokalen, in Abu Dhabi träumt man immernoch von der Nummer eins.

Träumen tut man auch in Paris in großem Maße. Zu groß. Das Unternehmen Qatar Sports Investments kaufte sich 2012 den bis dato erst zweimaligen französischen Meister. Und vieles, vieles mehr: 1,3 Milliarden Euro wurden in den letzten zehn Jahren investiert („nur“ Platz sechs), aber die Bilanz von -852 Millionen (Platz drei) zeigt: auch bei PSG wird gerne mal nach Namen gekauft. Glamour statt Leistung! Real Madrid ist allein auf die Bilanz betrachtet gar nicht unter den Top-25, sondern dank eines Minus von -146 Millionen Euro nur auf Rang 31 hinter Leeds United (-149 Mio.). Und hat genau in diesem Zeitraum jetzt schon zum fünften Mal das Finale erreicht, ganz zu schweigen von acht Halbfinal-Teilnahmen in diesem Zeitraum.

Mit Geld kann man sich Tore kaufen, gewiss auch nationale Titel, aber noch lange keine Einheit in einer Mannschaft, die wie eine Familie zusammen kämpft, leidet und feiert. Selbst die PSG-Fans kritisieren auf Plakaten ihre „Söldner-Truppe“, boykottieren die „Meisterfeier“. City und Paris wollen zu den Bayerns, Liverpools und Reals gehören, das können sie aber nicht.
All das, obwohl sie das Financial Fairplay mehrfach aushebelten, durch illegale Jugendtransfers auffielen und obwohl Nasser Al-Khelaifi mittlerweile bestens vernetzt ist (CEO von beIN Sports, Präsident von Klubvereinigung ECA, Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee). Und trotzdem konnte Katar nicht mal in seinem so wichtigen WM-Jahr das Viertelfinale erreichen, trotz prominenter Zugänge wie Lionel Messi oder Sergio Ramos. Aber weil es in Paris und Manchester eben primär um Geld geht und nicht Identifikation mit einem Klub und seinen Werten, scheitern die Scheich-Klubs Jahr für Jahr auf dramatische wie unterhaltsame Art und Weise.

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Real Madrid sah in langen Phasen dieser K.o.-Runden wie die unterlegene Mannschaft aus, aber Real Madrid hat nicht nur diese oft zitierte DNA, sondern auch charakterlich starke Spieler, die nicht nur Luxus gewöhnt und ihre warmen Nachwuchsleistungszentren sind, sondern auch noch ihre Schuhe putzen und ihre Mitspieler führen und mitreißen können – speziell in schwierigen Phasen. Speziell wenn alle einen für tot erklären. Real Madrid hat in dieser Saison Geschichte geschrieben, und diese ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Aber jetzt, liebe neutrale Fans, könnt ihr die Königlichen wieder hassen. Wenn auch auf hoffentlich andere Art und Weise als PSG, City, Leipzig und Co.
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