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Kommentar zu Mbappé: Real macht es richtig, aber er muss jetzt liefern

Wieder einmal funktionierte nichts bei Kylian Mbappé und der verschossene Elfmeter setzte dem rabenschwarzen Abend des Franzosen beim Champions-League-Kracher in Liverpool die Krone auf - es war das Spiegelbild des bisherigen Saisonverlaufs des Superstars. Verein, Trainer und Mannschaftskollegen stehen immer noch uneingeschränkt hinter ihrem Stürmer und stärken ihm unisono den Rücken. Gut so, findet REAL TOTAL-Redakteur Edin Soso, der den prominenten Neuzugang aber in die Pflicht nimmt und von ihm in den kommenden Wochen Taten erwartet, die das Vertrauen rechtfertigen.

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Kylian Mbappé liegt am Boden, muss sich aber schnellstmöglich aufrappeln und aufstehen – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Während direkt nach dem Abpfiff beinahe alle Spieler von Real Madrid zum Gästeblock liefen, um sich bei den Fans für die Unterstützung bei der Champions-League-Niederlage in Liverpool zu bedanken, ging Kylian Mbappé schnurstracks in Richtung Kabine. Eine Szene mit Symbolcharakter – der französische Stürmerstar gibt derzeit kein gutes Bild ab und ist vor allem mit sich selbst beshäftigt. Zuvor gelang dem 25-Jährigen während der 90 Minuten in Anfield schlicht und ergreifend nichts –  kein Tor, kein Assist, kein Key-Pass, kein Abschluss aus dem Spiel heraus, 15 Ballverluste und zu allem Übel verschoss er den Elfmeter, der den Blancos das 1:1 gebracht hätte (61.). Der rabenschwarze Auftritt am Mittwochabend steht stellvertretend für den bisher völlig verunglückten Saisonverlauf des Franzosen in Madrid.

Dabei war Mbappés direkter Start bei Real überhaupt nicht schlecht, ja sogar vielversprechend. Er traf in seinem allerersten Auftritt im weißen Trikot und holte mit dem UEFA Super Cup auch gleich den ersten Titel mit den Blancos. In den ersten Ligaspielen stotterte es zwar etwas, doch anschließend erzielte der Weltmeister von 2018 ab dem 1. September acht Treffer und lieferte zwei Torvorlagen – er schien halbwegs angekommen zu sein. Doch dann kam der 26. Oktober und der erste Clásico der Saison, der scheinbar alles veränderte. Bei der 0:4-Blamage gegen den Erzrivalen aus Katalonien hätte Mbappé allein in der ersten Hälfte das Spiel zu Gunsten der Königlichen entscheiden können, doch entweder stand er im Abseits – ganze acht Male – oder verschoss reihenweise aus besten Abschlusspositionen. Nur wenige Tage später wiederholte sich das Muster beim CL-Spiel gegen Milan, wo Reals neuer Stürmerstar ebenfalls etliche Großchancen nicht verwandeln konnte. Seitdem konnte der französische Nationalspieler nur noch ein einziges Tor erzielen, tauchte immer mehr ab, wobei die desaströse Vorstellung in Liverpool den vorläufigen negativen Höhepunkt der Misere darstellt. Dabei sind seine Saisonzahlen alles andere als desaströs und zumindest solide, doch der Eindruck der letzten Wochen überlagert alles.

Real Madrid steht weiterhin geschlossen hinter seinem neuen Star. So betonte Präsident Florentino Pérez auf der Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag wiederholt, welche Mühen und Anstrengungen Mbappé unternommen hatte, um endlich nach Madrid wechseln zu können, während sich Carlo Ancelotti nach der Niederlage in Anfield demonstrativ hinter seinen Spieler stellte: „Die Medizin lautet Geduld (…). Er hat die Unterstützung aller. Wir müssen nach vorne blicken, bald wird es besser klappen und dieser Moment wird offensichtlich vorübergehen.“  In die gleiche Kerbe schlug auch Kapitän Luka Modrić, der Mbappé im Namen der Mannschaft öffentlich uneingeschränktes Vertrauen sowie die Zuversicht aussprach, dass der Stürmer bald das sein werde, was von ihm erwatet wird. Real Madrid macht es genau richtig!

Dieser demonstrative Schulterschluss des Klubs mit dem kriselnden Superstar ist aus meiner Sicht das einzig richtige Vorgehen in der jetzigen Situation, denn es ist offensichtlich, dass es sich bei Mbappé derzeit ausschließlich um eine mentale Krise handelt. Kein absägen, anzählen oder degradieren auf die Bank! Scheinbar hat vor allem der glücklose Clásico Spuren bei ihm hinterlassen, denn seitdem hadert er immer mehr mit sich selbst und das Selbstvertrauen scheint inzwischen auf dem Nullpunkt angelangt zu sein, was am deutlichsten in Liverpool – nicht nur beim verschossenen Strafstoß – zu beobachten war. Ihn jetzt von der Vereinsseite anzuzählen, wäre vollkommen kontraproduktiv, zumal es auch einfach viel zu früh ist, irgendwelche abschließenden Urteile zu fällen. Dass dem Franzosen momentan so gut wie nichts gelingen will, liegt mit Sicherheit nicht am Mangel an Talent und Qualität, denn dafür hat der gebürtige Pariser in den vergangenen Jahren viel zu häufig auf höchstem Niveau und auf allergrößten Bühnen bewiesen, was er kann – und er kann bekanntlich außergewöhnlich viel, mehr als die meisten anderen Spieler auf dem Planeten. Solche Fähigkeiten verschwinden nicht über Nacht, sodass versprungene Bälle, missglückte Dribblings und hektische Abschlüsse nur einer mentalen Krise geschuldet sein können.

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Etwaige Parallelen mit Eden Hazard, dem größten Fehleinkauf in Real Madrids Historie, verbieten sich und sind völlig fehl am Platz – noch! Denn im Gegensatz zum Belgier, der als satter Endzwanziger in einer miserablen körperlichen Verfassung an die Concha Espina wechselte, ist Kylian Mbappé nachweislich ein Vollprofi im allerbesten Fußballeralter, dem es sicherlich nicht an Ehrgeiz, Ambition und Trainingsarbeit mangelt. Selbst in diesen mehr oder weniger glücklosen vier Monaten hat der ehemalige PSG-Spieler mehr gezeigt und mehr Tore erzielt, als es Hazard in vier Jahren getan hatte. Ebenso wenig hilfreich sind Vergleiche mit Cristiano Ronaldo, der 2009 in einem ähnlichen Alter wie der Franzose zu den Blancos kam, und mehr oder weniger auf Anhieb funktionierte. Es sind unterschiedliche Situationen und Umstände, unterschiedliche Charaktere, vor allem ist es aber schlicht unfair, irgendjemanden an Cristiano Ronaldos Ära bei den Königlichen zu messen – dem Vergleich kann kein Spieler der Welt standhalten.

Gleichzeitig ist Mbappé selbst allerdings jetzt in der Bringschuld. Über mangelnde Unterstützung seitens des Vereins kann er sich nicht beklagen, und auch der Madridismo geht immer noch ziemlich gnädig mit ihm um. Nun muss er es aber schaffen, sich aufzurappeln und sich selbst zu helfen, um der Mannschaft helfen zu können, die ihn gerade in den kommenden Wochen so dringend brachen wird. Nach dem Ausfall von Vinícius Júnior muss Mbappé derjenige sein, der die Offensive der Königlichen in einer entscheidenden Phase der Saison – vor allem in der Champions League – auf seinen Schultern trägt. Das Team braucht jetzt seine Tore, seinen alten Esprit und seine Führungsqualitäten. Persönlich habe ich keinen Zweifel daran, dass Mbappé das auch schaffen wird. Er benötigt ein paar Erfolgserlebnisse in Form von Toren und gelungenen Aktionen, und dann kann es sehr schnell gehen, dass wir endlich den alten Kylian Mbappé im weißen Trikot sehen. Das Liga-Heimspiel gegen Getafe am Sonntag wäre dafür ein guter Anfang. Klar ist aber: Es liegt vor allem an ihm – er muss jetzt bedingungslos liefern!

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Kommentare
Nicht zum ersten Mal ging Mbappe direkt in die Kabine.
Nicht alles an der Argumentation kann ich unterschreiben. Unstrittig ist, dass Verein/Kollegen ihn öffentlich zu unterstützen haben. Geht gar nicht anders. Und doch lässt das von @Quinto7 gepostete Video den Eindruck entstehen, dass es teamintern nicht so rosig aussieht.
Wenn’s unstrittig ist, dass Mbappe seine Fußballkunst nicht verlernt hat und er „nur“ mentale Probleme hat, ist’s dann möglich und in Ordnung, von ihm zu fordern, dass er jetzt liefern soll? Also de Druck noch weiter zu erhöhen? Offensichtlich kann er derzeit nicht. Wird ihm das dann im „Auge der Öffentlichkeit“ gelingen? Hat er die mentalen Probleme, weil er nix hinbekommt oder bekommt er nix hin, weil er mentale Probleme hat? Wissen wir nicht. Wäre es nicht notwendig, das erstmal auseinanderzufummeln? Ihn aus der „Schussbahn“ zu nehmen, ihm die notwendige Hilfe angedeihen zu lassen und dann, innerlich gestärkt, mit klaren Kopf und taktisch-methodischem Spielauftrag wieder auf‘s Feld zu schicken? Wieviel soll er noch erfolglos durchspielen? Hilft das seiner Psyche und der Mannschaft tatsächlich?
Ob‘s ein Trainerwechsel richten würde, weiß ich nicht, aber der passiert halt gerade auch nicht. Da kann man also nur nach dem suchen, was Mbappe und damit der Mannschaft hilft.

Und nee, der Mbappe-Versteher und -Entschuldiger bin ich ganz bestimmt nicht. In den Verpflichtungshype habe ich nicht eingestimmt, im Gegenteil. Aber nun ist er da und ich denke, bei mentalen Problemen ist eine Erhöhung des Drucks niemals hilfreich.

Edit: Anders sähe es aus bei Gleichgültigkeit und „kein Bock“ seinerseits. Dann gehört ihm der A*** ganz kräftig hochgehangen.
Die wirkliche Ursache zu erkennen ist für uns halt nicht möglich.
 
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Nein, genug der Streicheleinheiten, dafür ist die Vorgeschichte zum Thema Mbappé zu groß. Und so langsam sollte auch von Carlo berechtigte Kritik kommen. Dieses Schulterklopfen bewirkt gefühlt das Gegenteil und der Rest der Mannschaft badet das aus.... Nein, danke, es muss jetzt auch ein schärferer Umgang kommen....Und Carlo ist entweder stur oder in seinen Augen passt es so wie es läuft.....! Also ich sage nein, Real verhält sich nicht richtig. Gestern ist er einfach vom Platz gegangen, ohne sich wie die anderen Spieler von den Auswärtsfans zu verabschieden.
Vini musste mehr ertragen und durchleben und liefert Woche für Woche ab ....Mbappe hat bei mir jeglichen Kredit verloren Carlo dito
 
Ich habe dazu meine Meinung in die Community unter den Spieler Mbappe geschrieben.
 
Was soll man anderes machen? Wir wissen alle was er kann und das ist nicht weg, daher muss man Mbappe weiter einsetzen und solange auf den Hintern der Ketchup Flasche hauen bis alles rauskommt. Das Problem ist Carlos Laissez Fair, der kloppt nicht auf den Po, sondern wartet und wartet bis vielleicht was rauskommt. Brauchen einen Popoklopfer als Trainer, auch für die anderen Spieler.
 
Finde schon, dass man ihn mit CR7 und auch Hazard vergleichen kann/soll.
CR7 kam für ein Haufen Geld und war im besten Fussbalalter. Hatte eine grosse Konkurrenz in der Person von Messi und Spitzenstürmer mit ihm im Sturm.
CR7 hat am anfang auch “länger” nicht getroffen, bis endlcih der Knoten platzte. Bei Mbappe sehe ich dies nicht kommen, auch in der Nationalmannschaft war er nicht besonders wertvoll in letzter Zeit - als er noch nominiert wurde.
Er kann noch so bemüht sein, wenn die Tore nicht fallen oder zumindest haufenweise Assists, wird der Vergleich mit Hazard angebracht sein.
Im Moment war Bale die bessere Verpflichtung. Für den Club hoffe ich, dass sich dies bald ändert.
Plus: Ein Hypnosetherapeut und Psychologe des Vertrauens wäre für den Club Gold wert.
 
"Mbappé braucht kein Coaching" - Carlo Ancelotti.
Verstehe echt nicht wie man so blind sein kann wie Carlo. Wenn es seit Wochen oder sogar Monaten überhaupt nicht funktioniert, dann muss man doch mal was ändern beziehungsweise anfangen mit Mbappé zu reden. Aber ich befürchte mittlerweile, dass er ihm wirklich einfach überhaupt keine Anweisungen gibt und einfach darauf wartet, dass Mbappé es schon irgendwie von alleine hinbekommt. Und wie man sieht, kriegt Mbappé überhaupt nichts mehr alleine gebacken, der braucht im Moment jede Hilfe die er kriegen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
die vergleiche mit hazard sind halt total bekloppt (sorry, not sorry).
mbappe braucht noch 2 oder 3 tore dann hat er genau so viele wie hazard in seiner kompletten zeit bei uns. mbappe kam nicht übergewichtig zu uns, mbappe ist immernoch pfeilschnell, es ist nicht so dass er wie hazard ein wandelndes körperliches defizit wäre.
ich denke es ist gut wenn unsere mannschaft und carlo ihm öffentlich den rücken stärken, aber wer schlecht spielt darf halt nicht 90 minuten durchspielen egal wie sein name ist.
 
Kann den „Vorpostern“ nur zustimmen. Das Problem ist vor allem, dass Mbappé die Truppe nicht nur nicht besser macht; er hat sie gestern definitiv schlechter gemacht. Jeder Ball, der bei ihm ankam, war für die Katz. Im Schlussdrittel wurde er schon nicht mehr angespielt, oder nur dann, wenn‘s anders nicht mehr ging.
So, wie er momentan spielt, gehört er auf die Bank. Nicht als „Strafe“, aber wie soll er sonst den Kopf frei kriegen. Dann lieber jemand aus dem Nachwuchs auf links.
Und ja, gepfiffen auf das Spiel gegen Leganés.
Schon richtig, dass sich die Geduld mit Vini ausgezahlt hat - aber Mbappé kam ja eigentlich als einer der Weltbesten zu Real.
 
die vergleiche mit hazard sind halt total bekloppt (sorry, not sorry).
mbappe braucht noch 2 oder 3 tore dann hat er genau so viele wie hazard in seiner kompletten zeit bei uns. mbappe kam nicht übergewichtig zu uns, mbappe ist immernoch pfeilschnell, es ist nicht so dass er wie hazard ein wandelndes körperliches defizit wäre.
ich denke es ist gut wenn unsere mannschaft und carlo ihm öffentlich den rücken stärken, aber wer schlecht spielt darf halt nicht 90 minuten durchspielen egal wie sein name ist.
Sehe Mbappé auch nicht als Hazard 2.0.
Er lässt sich nicht gehen und er versucht schon, alles zu geben.
Aber wenn es nicht klappt, dann lieber mal auf die Bank. Wie gesagt, nicht als Sanktion oder als Strafe oder so was. Aber vielleicht mal auch für ihn, dass er merkt, „ok, ich muss nicht um jeden Preis spielen“.
Frage ist dann eher, wer Vini und ihn ersetzt.
 

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