Es hat NIE jemand gesagt, dass Bale hier nicht statistisch erfolgreich sein wird. Jedenfalls niemand, den man ernst nehmen kann. Es war klar, dass er viele Tore erzielen wird. Aber was sind das für Tore? Richtig - Tore, die hauptsächlich auf seiner individuellen Qualitäten Schnelligkeit & Schusskraft basieren.
Ich habe vor der Saison gesagt, dass Bale nicht der richtige Transfer ist um eine Mannschaft zu kreieren, die aufgrund ihres Teamplays Spiele gewinnt. Ich, und einige andere, wollten weg von individuellen Aktionen & hin zu einer zusammenarbeitenden Einheit. Nicht mehr nicht weniger.
Seien wir mal ehrlich: Hätte Ramos nicht getroffen würde diese Kritik auch bei einem größeren Anteil Gehör finden. Wir haben kein gutes Spiel gemacht. Die Moral hat gestimmt, insbesondere bei Ramos. Aber in den regulären 90 Minuten haben ich eigentlich nur eine Mannschaft gesehen. Und die trug Rot-Weiß.
Bale ist, wie es der User Fenomeno einmal so schön schreib, ein spielentscheidender Spieler. Man muss sich nun halt entscheiden was man gern hätte. Nur eines ist für mich ganz klar: Kontinuierlicher Erfolg ist wahrscheinlicher durch ein geschlossenes Mannschaftsspiel, als durch individuelle Glanzlichter.
btw.: Bis auf sein Tor hat Bale für mich ein furchtbares Finale gespielt. Viele leichte Fehlpässe, Unkonzentriertheiten, fehlende Kreativität, Lethargie. Den viel gescholtenen Ronaldo fand ich trotz fehlender Fitness deutlich präsenter.
Die Tatsache, dass er herausragende individuelle Qualitäten hat und diese konsequent einbringt, bedeutet nicht, dass er sich kollektiv nicht einbringt oder der Gedanke einer mannschaftlichen Geschlossenheit nicht verfolgt würde.
Wir sind nicht ein (vermeintlicher) Arbeiterverein wie Atlético, denn wir haben bei Real andere Vorstellungen. Und diese implizieren auch Topstars, die durch ihre Klasse Spiel mitentscheiden können und Akzente setzen können. Die Philosophie von Atlético ist auch aus der Tatsache abgeleitet, dass sie sich aufgrund indiskutabler Vereinspolitik und Mißerfolge über mehrere Jahre solche Spieler gar nicht ermöglichen können.
Ich sehe gerade nach dieser Saison weniger Defizite in unserer mannschaftlichen Geschlossenheit, ganz im Gegenteil, auch die absoluten Topleute reißen sich regelmäßig den Arsch auf (siehe CR7 am Samstag, auch wenn es nicht sein Spiel war). Hier ist keiner, der die Diva raushängen läßt und Ancelotti hat auch ein Auge für so etwas. Wer die letzten Jahre verfolgt hat, erkennt auch in diesem Bereich eine kontinuierliche Weiterentwicklung zum Besseren hin. Bitte erinnere Dich an die Grüppchenbildung unter Mou.
Wenn Du in 90(!) Minuten nur eine Mannschaft gesehen hast, spricht dies für eine mangelhafte Wahrnehmung Deinerseits. Andernfalls hättest Du korrekterweise erkennen müssen, dass die Matratzenmacher die erste Hälfte besser waren, wir jedoch ab der zweiten Hälfte bis zum Ende der Verlängerung besser waren und regelmäßig Chancen kreiert haben. Ab der zweiten Hälfte der regulären Spielzeit ist Atlético nur noch destruktiv gewesen, dies war auch dem Tribut an ihre Spielweise geschuldet.
Folgerichtig haben wir den Titel gewonnen, auch wenn der (verdiente) Ausgleich fast zu spät kam.
Selbst neutrale Beobachter sollten sich an dieser Stelle fragen, welchen Fußball sie in einem solchen Finale und darüber hinaus eigentlich sehen möchten. Regelmäßige, zusammengeschweißte 1:0 und der Stil Atléticos sind meine Sache jedenfalls nicht.
Du hast eine Kernfrage aufgeworfen...was man denn möchte (?).
Es gibt nicht nur das Eine oder das Andere und ich sehe uns auf einem sehr guten Wege auf einem sehr hohen Niveau exzellente Individualisten in ein mannschaftliches Gefüge so einzubinden, dass das Team funktioniert und bei einer attraktiven Spielweise erfolgreich ist.
Individuelle Glanzlichter schließen geschlossenes Mannschaftsspiel nicht aus und umgekehrt. Schwerpunkte müssen hierbei gesetzt werden und das tun wir analog zu den Vorstellungen, die wir verfolgen.
Wir kritisieren hier auf einen unnachahmlichen, äußerst hohen Niveau, vergleichbar zu kaum einem anderen Verein der Welt. Bitte laßt uns hierbei stets gemeinsam vor Augen halten wer wir sind, wo wir stehen und welche Perspektiven wir haben.
Diese Bemerkung hat nichts damit zu tun, dass ich unreflektiert und undifferenziert alles in Weiß tünchen würde.