Alles gut ich weiß wie ich es zu verstehen hab und nehm es nicht persönlich oder übel

Kritik an Perez ist keine instabile Emotionalität, die Form der Kritik macht es aber teils dazu, in meinen Augen bei dir seit einigen Monaten des öfteren weil du halt angefressen bist ^^
Danke! Ich weiss, dass du sehr wohl verstehst, was ich aussagen will, weshalb es mich verwundert und etwas nervt, wenn Dinge (nach meiner Wahrnehmung, muss nicht stimmen und will dir auch keine Absicht unterstellen) bewusst überspitzt oder komplett falsch interpretiert werden. Bezüglich Emotionalität muss ich mich definitiv wieder mehr in den Griff kriegen, dann bin ich die letzten Jahre sehr angefressen. Mühsam wird es insofern, wenn daraus dann Ad Hominem Argumente gedreht werden. Ich wage mal zu behaupte ich schreibe zu 90% sehr ausführliche und gut fundierte Beiträge, und gelegentliche Frustausbrüche machen diese nicht komplett nichtig.
Finanziell sind wir uns einig muss man nix zu sagen außer das die kaderpolitik da natürlich einen großen Einfluss drauf hat, bei uns lässt sich das schwer voneinander trennen, das ist der Weg den man gegangen ist und der neue Madridismo.
Die weltbesten Spieler auf jeder Position
Finanz und Kaderpolitik lassen sich kaum trennen, die Frage ist halt, was man daraus macht und wie es sich sportlich niederschlägt. Und daran gemessen fällt die Bilanz bei Perez je nach Ära sehr unterschiedlich aus, sehr erfolgreich, aber zeitweise auch sehr mager, gerade national. Guter Finanzen und gute Kaderpolitik schliessen sich keineswegs aus, ich würde sogar behaupten, dass sie essenziell füreinander sind. Gute Finanzen ermöglichen gute Transfers, die wiederum Mehreinnahmen generieren usw. Aber gute Finanzen garantieren halt keine Kaderpolitik. Du kannst Figo, Zidane, Beckham und Ronaldo für insgesamt fast 200 Mio Euro holen und sie zusammen mit Raul und Guti im Copa Finale aufstellen und sie verlieren trotzdem, weil es schlichtweg auf dem Platz nicht funktioniert.
Auch die Erfolge stimmen so nicht, unter Mourinho hatten wir sehr mäßigen Erfolg, ich weiß er hat die Copa wie la Decima gefeiert und es bis heute geschafft das es bei vielen im Kopf ein wichtiger Titel ist, Fakt ist aber das er in Madrid niemanden juckt was man allein an den wenigen Titeln und dem Umgang mit diesem Turnier merkt.
Ansonsten bleibt eine Meisterschaft in drei Jahren, mit viel mehr Möglichkeiten als alle zuvor, was sehr mau ist.
Danach kamen Verwalter wie es hier so gerne heißt, für mich Leute die das beste aus dem vorhandenen holen können, Carlo und Zidane waren mit viel weniger Mitspracherecht um ein Vielfaches erfolgreicher, Del Bosque von dem du so viel ( zurecht ) hälst ist nichts anderes als Carlo und hatte absolut kein Mitspracherecht.
Hier können wir wieder ewig darüber streiten, hatten wir ja bei der Mou Diskussion auch schon. Für dich war er eher mittelmässig und hat vor allem Chaos hinterlassen. Für mich war er eine essenzieller Baustein und das Fundament für die späteren Erfolge.
Das Verwalter Argument hat für mich halt einen grossen Hacken. Damit sie funktionieren, und ihre stärken ausspielen können, muss irgend ein taktisches, sportliches und kadertechnisches Grundgerüst vorhanden sein, Spieler, die sich kennen und eingespielt sind, und einigermassen wissen, was zu tun ist. Weder Carlo noch später Zidane mussten bei 0 beginnen. Mou auch nicht, Pellegrini hat ein paar nützliche Dinge hinterlassen. Aber er musste aus dem vorhandenen Rohkader eine Mannschaft basteln, die dem Über Barca irgendwie Paroli bieten und den Achtelfinalfluch brechen konnte. Und er har sehr viele Dinge getan, die sich noch Jahre später positiv ausgewirkt haben, Ramos in die IV, Benzema wurde unter ihm vom Flopp zum Top 5 Stürmer, Higuain, CR usw. haben neue Höhen erreicht, er hat Ramos in die IV gestellt, Spieler wie Varane, Case und Modric haben unter ihm debütiert, er hatte schon 2012/13 viele richtige Ideen (offensiver RV, Sahin/Modric als kreative ZM usw,)
Es hat am Ende nicht alles geklappt und er hat auch Fehler gemacht, aber es kann niemand behaupten, die Mannschaft, die Carlo 2013 übernehmen konnte, sei schlechter/unausgewogener gewesen als die von 2009/10. Er hatte ein funktionierendes System und konnte dieses weiter ausbauen, er hatte einen ausgeglichenen Kader gespickt mit Weltklasse Spielern, Talenten, guten Kaderspielern usw., gleichzeitig war Barcas Übermacht bereits gebrochen und Pep weg. Zidane konnte 2 Jahre später einen Kader übernehmen, der nochmal 2 Jahre erfahrener und durch Rückschläge geeint war, mit vielen Spielern in oder kurz vor ihrer Prime. Er musste wirklich nur noch Feinschliffe vornehmen. Die 2te Amtszeit von Zidane hat ja gezeigt, wie viel schwieriger es ist, mit einem alternden Kader ohne Über Ronaldo und Spielern, die halt noch nicht so erfahren und eingespielt sind, Erfolg zu haben. Carlo kann sich nun beweisen. Aber ich erwarte auf Grund der aktuellen Umstände, seiner Art und seiner Laufbahn keine Revolution. Wie er sich 2010 anstelle Mous geschlagen hätte, können wir nicht wissen, aber es wäre für seinen Typ Trainer sicher sehr schwer geworden, mit einem Rohkader und beschränkter Macht gegen Peps Über Barca zu bestehen.
Die Situation von Del Bosque kenne ich persönlich nicht gut genug, um sie abschliessend bewerten zu können. Aber auch er konnte 1999 eine Mannschaft übernehmen, die ein Jahr zuvor die CL gewonnen hat, bestückt mit Spielern wie Ilgner, Salgado, Helguera, Hierro, R.Carlos, Redondo, Karembeu, McManaman und den aufstrebenden Caillas, Raul und Morientes, die eine gute Mischung hatten und sich schon länger kannten. Kurz darauf kam dann Perez und hat Figo, Zidane und Ronaldo geholt, was sich bis und mit 2003 auch ausbezahlt hat. So schlecht kann diese Mannschaft nicht gewesen sein.
Also aus Perez Sicht ist er seinen Weg gegangen und war mit den Galacticos "erfolgreich", dann ist er dem "Wunsch" der Fans gefolgt und hat einem Trainer die komplette Freiheit gegeben, Mourinho, semi erfolgreich. Ist danach wieder seinem Weg gefolgt und hat Carlo und Zidane geholt und die Spieler die "er will" so erfolgreich wie nie zuvor. Wie würdest du mit diesen Erfahrungen arbeiten, wieder jemanden die volle Kontrolle geben wenn die Vergangenheit doch zeigt das es anders besser ist?
Aus Perez Sicht wird er immer erfolgreich sein, und wenn nicht, wird er so drehen, dass es so aussieht, so ticken Top Manager halt.
Meiner Meinung nach müssen wir hier aber dringend von einer Schwarz Weiss Denkweise und der sturen Abtrennung von (Trainer) Phasen, die sich so nicht 1 zu 1 trennen lassen, wegkommen. Es wird ja nicht bei jedem Trainer der Resetknopf gedrückt, jeder Trainer hat eine Vorgeschichte und hinterlässt Spuren, so wie jeder Spieler und jedes Team eine Vorgeschichte hat. Oder glaubst du ernsthaft, das Team sei am 1. Juli 2013 unter Carlo plötzlich ein völlig anderes als am 31. Mai unter Mou? Wäre manchmal sogar schön, wenn es so wäre, aber die Realität ist halt komplex und verwoben.
Ich bleibe dabei, für mich gab es unter Perez 2 grobe Phasen, eine der Balance und eine der alleinigen Kontrollen und Extremnisse. Natürlich war die Mannschaft unter Del Bosque nicht die Gleiche wie unter Mou oder später Carlo und Zidane. Aber für mich zeichnen sich alle 4 Dadurch aus, dass eine gewisse Balance geherrscht hat zwischen einem ausbalancierten Kader, einem Trainer mit gewisser Erfahrung oder in Zidanes Fall sein Standing und Motivationstalent. Die Ära Mou-Carlo-Zidane ist zweifelsohne miteinander verbunden, Del Bosque war 10 Jahre zuvor, aber in meinen Augen mit ähnlichen Strukturen. Mou war das Gegenextrem zu der üblichen Formel, nicht maximal erfolgreich, aber vielleicht ein notwendiges Übel, eines, dass sicher Spuren hinterlassen hat, negative, aber auch positive. Dass Zidane massiv weniger Mitspracherecht/Kredit hatte, halte ich persönlich für eine gewagte These. Man hat ihn James und Bale usw. auf die Bank setzen lassen, später hat man ihm 300 Mio. Neuzugänge, die Abschiebung einiger Altlasten und einige Blamagen zugelassen. Carlo und Del Bosque sind die Beispiele, die am ehesten unter der üblichen Formel funktioniert haben. Aber beide haben unter Perez' Eingriffen gelitten und wurden letztendlich trotz Erfolg entlassen.
Im Kontrast dazu stehen 2003 bis 2006 und mit Abstrichen 18/19 und die aktuelle Situation, wo Perez sehr vieles bis alles selber entschieden hat. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass Zidanes y Pavones mit all den Luxeimburgos als Trainer oder der Brasilianer Talentwahn mit Castilla Trainern als Zidane-Kopie Perez grösster Wurf waren.
Real war in seiner Geschichte immer dann erfolgreich, wenn verschiedene Fraktionen zusammengearbeitet haben und ihre Stärken ausgespielt haben, oder sich zumindest gegenseitig haben machen lassen. Balance ist das Zauberwort. Und das gilt übrigens auch für die Kritik/Forderungen an Perez. Niemand verlangt, dass er morgen zurücktritt und seinen Namen aus den Geschichtsbüchern gestrichen wird, der steht da zurecht. Aber zwischen dem und alleinige Macht um jeden Preis gibt es noch zig verschiedene Graubereiche. Ein Sportdirektor und mal einen Trainer nicht nach 4 Monaten zu entlassen wäre ein Anfang, dann kann er auch gerne weiterhin nebenan an der SL basteln und seine Neymars 299790 holen.
Wenn ich an seiner Stelle wäre und mir die Geschichte des Vereins und die Entwicklung unter meiner Führung ansehen würde, wäre mein erster Gedanke sicher nicht ein totalitäres Führungsregime. Aber ich bin auch kein 74 jähriger spanischer Baumogul und Präsident eines Fussballvereins, daher schwer vergleichbar.
Noch was zu Mou. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Perez ein grosser Fan von ihm ist und es mehrere Versuche gab, ihn zurückzuholen, zuletzt vor ein paar Wochen. Die Schlussfolgerung, dass Perez seine Zeit als gescheitert sieht und deshalb davon absieht, anderen mehr Macht zu geben, ist deshalb in meinen Augen auch eher gewagt. Das Beispiel Zidane zeigt ja, dass er es auch bei anderen, in etwas geringerem Ausmass, machen kann. Und die Gerüchte um Campos zeigen, dass er sich zumindest Überlegungen macht. Ich glaube nicht, dass Perez komplett bescheuert ist, er hat ja 2006 Konsequenzen gezogen und wird auch aktuell sehen, dass nicht alles nach Wunsch läuft. Wahrscheinlich ist er oft einfach zu stur und traut sich wenig neues. Einerseits verständlich, andererseits kommt man halt so nicht vorwärts.
Wie gesagt ich will einen Sportdirektor, wollte ich schon immer. Ich mag das englische Konzept absolut nicht wo der Trainer auch Sportdirektor ist. Wir haben definitiv auch mit Perez ein Problem im Verein. Aber mit etwas Abstand kann man den Mann verstehen und er hat weiß Gott nicht alles falsch gemacht, er hat sogar deutlich mehr gut als schlecht gemacht.
Uns fehlt halt eine klare Linie, ein sportliches Projekt, eine fussballerische Identität die wir mal hatten, ein Sportdirektor der dieses Ziel verfolgt, ein Trainer der die Vorgaben umsetzt und dann kann Perez auch immer wieder einen Galactico fordern. Aber genau deswegen wären Leute wie Conte Gift denn das ist keine sportliche Identität die in Madrid lange lebt, deswegen war auch Mourinho nicht der richtige. Einen Umbruch sollte von oben gesteuert werden mit einem Sportdirektor und der Trainer muss passen und mit dem vorhandenen arbeiten. Klar kann er sagen ich brauche noch Spielertyp xy im Idealfall Mbappe z.b. aber dann macht sich der Verein auf die Suche nach einem passenden Spieler, nicht sturr auf Spieler xy.
Perez hat garantiert nicht alles falsch gemacht, sonst wäre er nicht der 2 erfolgreichste Präsident in der Geschichte des Vereins. Ich sage nur, dass er sich oft selber im Weg steht und wehre mich vehement gegen die leider mittlerweile weit verbreitete Ansicht, Perez und/oder konzentrierte Macht des einzelnen sei das einzig Wahre. Es gibt zig Klubs rund um die Welt, wo die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fraktionen wunderbar funktioniert und auch Real Madrid, sogar unter Perez, hat am besten funktioniert, wenn irgend eine Form von Balance , Strukturen und klaren Strukturen geherrscht hat. Und wenn wir dahin zurück wollen, werden wir nicht darum herum kommen, entweder nochmal etwas wie mit Mou zu machen, wobei das in der Form schon relativ einzigartig war, oder eben, wie du es ja auch sagst, einen brauchbaren Sportdirektor zu installieren und klare Strukturen zu schaffen, die den Umbruch von innen heraus aufbauen können und die entsprechenden Trainer/Co Trainer/Spieler engagieren können, und sie dann auch mal nen Moment lassen machen, bevor der Schleudersitz betätigt wird.
Die aktuelle Kaderstruktur, Transferphilosophie und Trainer passen einfach 0 zusammen, unabhängig davon, was für ein finanzielles und vielleicht auch sportliches Genie Perez sein mag. Und daran wird sich auch nichts ändern, solange man das Problem nicht bei der Wurzeln packt und gewisse Kompromisse eingeht, mehr will ich letztendlich gar nichts sagen. Ansonsten bleibt wirklich nur noch hoffen auf glückliche Zufälle, was aber selten ein guter Ratgeber ist.