Ein 4-2-3-1 fände ich auch interessant. Da wären die beiden jungen Franzosen auch meine erste Wahl auf der Doppel-Sechs. Beide können den ersten Pass spielen und beide können auch mal nach vor gehen, während der andere absichert. Primär würde ich aber auch Camavinga in der offensiveren Rolle sehen.
Bei Fede auf der 10 fehlt mir aber die Fantasie. Da würde ich viel lieber einen kreativeren, technisch stärkeren Spieler sehen. Ein Spielmacher ist er in meinen Augen einfach nicht.
Oder man überlegt, Camavinga zum 10er zu machen und Fede auf die Zweitee 6 (box-to-box) zu stellen. Würde Camavinga auch diese Rolle zutrauten - ich hoffe aber, es gibt einen klaren Plan für jeden dieser Spieler, noch kann man gerade den 19jährigen formen, damit er ein Stück weit der Spieler wird, den man in Zukunft braucht. Wie gesagt, für mich ist er der Talentierteste und Kompletteste der drei.
Einen klaren Plan zu haben, ist zumindest bei Camavinga und mit Abstrichen bei Fede fast nicht möglich. Camavinga hat einfach ein enorm breites Potential in seinem Spiel, er ist technisch stark, hat ein gutes Auge, sauberes Passspiel (lang wie kurz), einen guten Schuss, scheut den Zweikampf nicht (wobei er da noch lernen muss, seine Ungestümheit im Grätschen zu zähmen) und ist flink auf den Beinen - kurz gesagt: er ist für mich derjenige, der von den Anlagen her Modrić am nächsten kommt. Stand jetzt würde ich ihn auf die 8 im 4-3-3 stellen. Das große Aber: Mit 19 ist die Entwicklung noch lange nicht zu Ende und es kann sein, dass es ihn positionstechnisch eine Stufe nach vorne (auf die verkappte 10) oder nach hinten (auf eine Position in der Doppel-6) zieht. Vielleicht braucht man da gar keinen Plan, sondern lässt ihn erstmal sich frei entwickeln. Für taktische Zuspitzungen ist mit 22-23 Jahren, wenn wir Guardiola und anderen "Systemtrainern" folgen selbst mit 28 Jahren noch Raum.
Bezüglich Valverde sehe ich es wie du, er ist auch für mich kein 10er, einfach weil die Technik und das kreative Überraschungsmoment im Passspiel (was ein Guti, ein Özil oder ein Ödegaard so gut beherrsch(t)en) nicht da ist. Durch seine übrige Vielseitigkeit kann er, wie man sieht, sogar auf dem Flügel halbwegs produktiv agieren. Ein bisserl habe ich die Befürchtung, dass ihm genau diese Unspezialisiertheit eventuell bei uns einen Stammplatz kosten könnte. Ich meine, er bringt so viel mit; aber wenn du in jeder Komponente des Spiels jemanden hast, der besser ist, dann wirds auf dem allerhöchsten Niveau schwierig. Für solch erstklassigen Universalisten ist dann meistens der erste Einwechselplatz reserviert...
Bei Tchouaméni ist die Anlage noch am klarsten: er ist ein 6er; ob solo oder besser im Doppel, wird sich noch zeigen. In der Nationalelf hatte er bis jetzt in der Regel einen spielstärkeren Mann an seiner Seite, Monacospiele habe ich keine gesehen. Ich würde jetzt nicht von "Schwächen" sprechen, aber er hat sicher klar andere Veranlagungen als Camavinga und Fede. Es gilt einfach, seine Stärken bestmöglich auf den Platz zu bekommen. Wenn man mit Casemiro so erfolgreich war, dann sollte das mit dem bis jetzt sichtbaren Profil von Tchouaméni nicht schlechter ausfallen.