Ich habe mich beim Valencia-Spiel zurückgehalten, da meine Wut in so viele Richtungen ging und ich absolut nicht in der Lage gewesen wäre sie so gefiltert zu äußern, wie es für einen Mod richtig gewesen wäre. Über 24 Stunden später kann ich es aber mal versuchen, auch wenn es mir schwer fällt.
Meine Wut richtet sich an Spanien, sie richtet sich an La Liga, sie richtet sich an Valencia, sie richtet sich an die Schiedsrichter inklusive VAR, sie richtet sich an passive Real-Autoritäten wie Carlo oder Benz und sie richtet sich sogar zum Teil an das Forum, nachdem ich gelesen habe, wie Einzelne GEGEN Vini geschossen haben. Letzteres hat mich sogar zu meinem Erschrecken extrem wütend gemacht, weil ich es nicht in den Kopf gehämmert bekomme, wie zur Hölle man als FAN unseren besten Spieler, der mit all seiner Leidenschaft, Charisma und Klasse seit seinem 19. Lebensjahr fast immer 200% für diesen Klub auf dem Platz gibt, in diesem zu tiefst widerlichen Ereignis ihm die (Teil)schuld geben kann. Ich bin mir sicher der Großteil der Valencia-Fans stehen blind zu ihren Spielern, ganz egal wie feige sie im Kollektiv auf einen 22-Jährigen losgegangen sind. Die Rassisten-Fans gelten wahrscheinlich jetzt als Helden bei den und hier im Forum kriegen wir es nicht gebacken bei einer der klarsten Opfer/Täter-Situationen in dieser Saison vereint zu 100% hinter unseren Spielern zu stehen. What. The. F*ck??
Und weil ja ständig über Vinis Provokation geredet wird: Ääh Sch*** drauf? Wen juckt? Total unterissant? Irrelevant? Es ist ein fehlgeleiteter Fokus, wenn man das x-fach größere Problem im spanischen Fußball betrachtet. Rassismus. Aber gut, sprechen wir ersteinmal dann kurz mal über Provokation: Ja, Vinis erste Art von Provokation hat ganz klassisch damit angefangen, dass er als La Liga-Neuling im Welpenalter reihenweise gestandene Profis wie blutige Amateure aussehen ließ und er in Auswärtsspielen tendenziell sogar noch mehr aufblühte und es dabei noch genoss. Schnell wurde er öfters gefoult, härter angegangen und lauter ausgepfiffen. Vini ist ein energetischer extrovertierter Typ mit einem extrem kompetitiven Mindset, der neben fußballerischen Skills auch zu anderen Mitteln greift, um zu gewinnen: Leichter fallen, grobe Gegenspieler seine Meinung geigen, beim Schiri Lamentieren, Fans anpushen, gestikulieren usw. Das ist weder neu im Fußball, noch allzu verwerflich und haben Typen wie Suarez, Cristiano, Ramos, Ribery usw. ebenfalls in ihrem Spiel integriert. Selbst der "Good Boy" Messi wurde in seinen 30ern immer feuriger. Komischerweise hatten diese weißen Spieler nie mit rassistischen Anfeindungen zu tun und das ist der Unterschied.
Es ist einfach diese verdammte und ungerechte Zusatz-Last, die Vini und viele andere im Rampenlicht stehenden schwarzen Spieler zu tragen haben neben den ganz "normalen" Hass live/online inklusive übliche Medienkritik. Wir reden hier von Generationen von Traumatas, die vererbt wurden und eine weltweiten Impact bis heute haben und das selbst bei superreichen Fußballern; einfach weil du die "falsche" Hautfarbe hast. Ob Mann, Frau, jung, alt, reich, arm - diese Angriffsfläche bleibt. Einige schützen sie, einige halten sie offen und andere wiederum benutzen sie selbst als Waffe.
Dass er bei Rassismus sensibler reagiert als andere schwarze Spieler in Spanien, kann viele Gründe haben. Abgesehen davon, dass er als bester Spieler in La Liga ausgerechnet noch bei Real Madrid spielt und somit sowieso aktuell den meisten Hass abbekommt, kann das auch ganz persöhnliche Gründe haben: Frühe Traumatas, politische Erziehung usw. Wir wissen es nicht, aber es ist eigentlich auch egal, denn gegem Rassismus kann man eigentlich nicht laut genug sein, zumal es eben schon seit Jahren im Spanischen Fußball ein Problem ist. Und Jene schwarze Spieler, die sowas in sich fressen oder es weitesgehend auf dem Platz ignorieren, tun es i.d.R aus Selbstschutz und das ist völlig legitim. Jeder hat seine eigene Art damit klarzukommen.
Vini ist anders. Er ist endlich mal derjenige, der halt nicht müde wird es immer und immer wieder anzusprechen und dafür wird er angefeindet. Gerade weil er merkt, dass in dieser Liga versucht wird so etwas zu bagatellisieren, macht er seinen Mund auf, lässt sich nichts gefallen und eckt an und ehrlich gesagt erreicht man nur durch so eine Mentalität eine Veränderung, selbst wenn sie schmerzhaft lange dauert und meist viele Opfer mit sich bringt. Vielleicht musste es einmal so ausarten, damit dieser Drecks-Verband endlich mal den Arsch hochbekommt und langfristig etwas unternimmt.
Vinicius soll sich aufs Fußball spielen konzentrieren? Tut er doch. Er trägt unsere Offensive, war entscheidend bei jedem gewonnen Titel seit letzter Saison und 44 Scoerpunkte in 50 Spielen für diese Saison sprechen glaube ich eine klare Sprache. Und dennoch ist Fußball nicht alles und das ist auch gut so.