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Ich schätze eure Argumente und finde sie sehr interessant. Allerdings gibt es einen Aspekt, den ihr möglicherweise außer Acht lasst. Ihr nehmt an, dass die Mannschaft besser abschneiden würde, wenn alle Spieler fit wären, da die Ersatzspieler auf ihren Positionen weniger talentiert sind als die Stammelf. Im Umkehrschluss hieße dies, dass Real unter Carlo noch besser sei, wenn es keine Verletzungen gebe. Das klingt durchaus logisch und ist schwer zu widerlegen. Vergleicht man es mit FIFA, wäre es nur natürlich, dass eine Karte mit einem Rating von 99 besser abschneidet als eine mit 80.
Doch was lehrt uns die Vergangenheit? Wie sind die Spiele tatsächlich verlaufen, wenn Carlos Top-Elf durchgängig gespielt hat? Haben wir dann auch sechs Siege in Folge in der Champions League geholt?
Es wäre interessant, die Resultate und die Leistung der Mannschaft in solchen Situationen genauer zu analysieren. Dies könnte uns helfen, ein besseres Verständnis dafür zu gewinnen, wie sich die Verfügbarkeit der Top-Spieler tatsächlich auf die Leistung und den Erfolg der Mannschaft auswirkt.
Meine Ansicht basiert darauf, dass Verletzungen oft dazu führen, dass ein Trainer gezwungen ist, seine taktische Ausrichtung anzupassen und neue Spieler einzusetzen. In solchen Situationen kann es zu einem frischen Wind in der Mannschaft kommen und andere Spieler haben die Chance, sich zu beweisen. Dies kann zu unerwarteten Erfolgen führen, da die gegnerischen Teams möglicherweise nicht auf diese neuen Spieler vorbereitet sind.
Die Leistung eines Trainers sollte nicht allein aufgrund von Verletzungen bewertet werden, da viele andere Faktoren eine Rolle spielen. Taktische Entscheidungen, Teamchemie und die Fähigkeit, das Beste aus den verfügbaren Spielern herauszuholen, sind ebenfalls entscheidend für den Erfolg einer Mannschaft.
Abschließend basiert meine Analyse darauf, wie Carlo managt und Sturheit beweist, wenn ihm der ganze Kader frei zur Verfügung steht und ich weiß, dass in der Vergangenheit, insbesondere beim CL Erfolg (Valverde > Casemiro), er zu den richtigen Entscheidungen gezwungen wurde. Ferner wurde er im CL-Hinspiel der letzten Saison gegen City ebenfalls gezwungen, eine andere IV aufzustellen: Als seine Stammelf aber wieder fit war, wurden wir deklassiert. Schließlich stellte er Camavinga – trotz guter Leistungen – eine lange Zeit nur auf, wenn es Ausfälle gab und nicht einmal (frühe) Einwechselungen kamen dabei für ihn in Frage. Unter ihm sind viele junge Spieler zu Stars gereift und es ist besonders schön anzusehen, wie er Rodrygo mentalen Beistand leistete. Dennoch stellte er in den meisten Fällen die jungen Spieler erst auf, wenn er keine andere Wahl mehr hatte. Er hat sie aber nie herangeführt und ihnen vorher bereits Spielzeit gegeben. Es ist zu berücksichtigen, dass der Verein durch die Passivität auf dem Transfermarkt und der sicher vorherzusehenden Verletzungen bei diesem Spielplan Carlo zwingt, die Jüngeren zu fördern. Aber ich sehe kaum eine Initiative Carlos dies freiwillig zu tun. Erst Recht dann nicht, wenn alle Spieler fit sind und die ersten Wechsel ab der 85. Minute getätigt werden. Ein aktuelles Beispiel hierzu ist Fran Garcia. Er wird erst herangeführt, wenn es keine Kaderoptionen mehr gibt und sei es Camavinga oder sonst wer als LV. Dabei war er einer der besten LV der vergangenen LaLiga-Saison und könnte entsprechend herangeführt werden, eine verlässliche Option zu werden. Dies zeigt Parallelen zu dem Umgang mit Valverde, Camavinga, Brahim etc. in der Vergangenheit. Zu berücksichtigen sei auch, dass der Verein nicht wahllos junge Spieler kaufte, sondern es die mit Abstand besten der Welt waren. Es ist auch ihrer mentalen Stärke zu verdanken, dass sie nicht wie ein Jovic dahin vegetierten und durch Carlos mangelndem Vertrauen kaputt gegangen sind, bevor sie überhaupt eine realistische Chance erhielten.
Daher kann ich den Optimismus und die Stimmung hier im Forum durchaus nachvollziehen. Sie ist aber sehr von einer momentanen Stimmung der Euphorie – weil man auch überrascht ist – geprägt und lässt außer Acht, wie Carlo wirklich managt, wenn alle fit sind.
Nichtsdestotrotz macht er es aktuell grandios, wenn nicht überragend oder gar perfekt. Man macht es sich dennoch zu einfach, wenn man sagt, wir seien nur Dank Carlo da, wo wir sind. Die Fragen, die sich mir stellen, bevor ich Carlo einen Vertrag vorlege, sind:
Wie geht Carlo in Zukunft mit dem Kader um?
Wie wird sein "Ingame-Coaching" sein?
Schafft er es in Zeiten schwächelnder LaLiga-Konkurrenz Konstanz reinzubringen? = mehrere LaLiga und Copa Titel.
Ist er der richtige Mann für die Entwicklung eines jungen Teams?
Oder verbleibt alles beim Alten?
Kämpft man sich vom Spiel zu Spiel, ohne eine klare Spielidee zu erkennen?
Wird weiterhin den Stützen des Teams bis zum Eintritt von Verletzungen das Blut ausgesagt?
Hätte man nicht die Rückrunde abwarten können, bevor man verlängert?
Andererseits (stark vereinfacht das von mir aufgeführte Problem runtergebrochen):
1. Carlo bleibt Carlo und macht Carlo-Dinge
2. Der Verein ignoriert weiterhin seine Wünsche und stellt den Kader größtenteils - insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht – gut zusammen.
3. Carlo managt die Stimmung im Team grandios
4. Es werden überwiegend junge Spieler nach Madrid geholt
5. Diese werden von Carlo wieder ignoriert, weil sie kein Standing genießen
6. Stammspieler verletzen sich
7. Junge Talente glänzen in der Regel
8. Spieler kommen zurück, junge Spieler werden ignoriert
9. Wiederholung von 6-7
10. Junge Spieler müssen durch Vereinsdruck, Druck der Medien oder seines Sohnes berücksichtigt werden oder Carlo erkennt endlich deren Potenzial an und sie spielen im Ergebnis mehr
11. Alte Stars werden vom Verein aus wirtschaftlichen Gründen aussortiert, sodass Carlo diese nicht mehr bedingungslos aufstellen kann.
12. Junge Spieler werden Teil des Stammpersonals
Betrachtet man den Erfolg aus einer jetzigen Momentaufnahme, funktioniert diese Methode tatsächlich gut. Mit dieser kommt man bisher auch zu dem von mir gewünschten Ergebnis. Es dauert nicht einmal länger, weil die Stars sich in Carlos System früher verletzen. Vor allem ist, nimmt man den Verlust der Liga in der letzten Saison aus dieser Rechnung heraus, der Verein mit dieser Taktik ziemlich erfolgreich. Bedingung dafür ist, dass der Verein Altstars weiterhin streng aussortiert. Dass Benzema ging, ist für Bellingham und Brahim Segen gewesen. Das darf man nicht vergessen. Heißt: Hätte man ihn nicht aussortiert bzw. die Saudis keinen unverschämten Vertrag vorgelegt, wäre die Rechnung aus 1.-12. gerade nicht aufgegangen.
Dass der Fußball unter ihm mir weiterhin nicht zuspricht, wird sich zwar nicht ändern. Aber kein Trainer wird alle Fans glücklich machen können.
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