Vorweg: Alles als eine Niederlage hätte mich gestern enorm überrascht. Paris ist aktuell das Maß aller Dinge und - so leid es mir tut - zur Zeit eben nur von einem gewissen katalanischen Club schlagbar. Sogar dass es derart deutlich wird - im Ergebnis und spielerisch- kam für mich jetzt nicht gerade von ungefähr.
Trotzdem zeigte das gestrige Spiel exemplarisch, dass innerhalb weniger Wochen keine über ein Jahrzehnt hinweg erlernte Verhaltensweisen abgestellt werden können. Das gestern war ein gewaltiger Rückfall in Ancelotti'sche Passivität. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Paris aktuell 100% Pressingressistenz scheint. Das liegt dann auch nicht nur am Trainer und System sondern auch an der individuellen Klassen, in der sie uns nach aktuellem Stand einfach auch (deutlich) überlegen sind. Auf den Schlüsselpositionen auch noch so sehr, dass es eben zu einem kleinen Klassenunterschied gegen ein verunsichertes und ungefestigtes Real Madrid kommen kann, welches gerade nach einer neuen Identität sucht.
Nichts destotrotz sollten wir das Spiel einmal mehr nicht überbewerten. Wir haben positive Phasen innerhalb der Club-WM gesehen, gute Ansätze aber auch häufige Rückfälle in alte Muster. Dass Alonso kein Heilsbringer innerhalb weniger Wochen ohne relevante Vorbereitung sein würde, musste jedem vernünftigen Menschen klar gewesen sein. Enrique benötigte immerhin ebenfalls eineinhalb Jahre und mehrere hundert Millionen EUR Transferbudget, um diese Maschine zu entwickeln. Und nein die Behauptung "PSG wurde ohne Mbappe besser und wir mit ihm schlechter" ist kein Fakt. Das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit, vereinfacht die aktuelle Situation sehr und soll wohl mehr die eigenen Lieblinge verteidigen als die Gesamtumstände zu durchleuchten. Ein bisschen mehr Reflektion und Besonnenheit auf allen Seiten wäre vielleicht sinnvoll. Dass sich Vinicius und Mbappe bei uns nur auf den Füßen stehen werden, wurde dabei von nicht wenigen Medien aber auch Personen hier im Forum prophezeit. Das war einfach offensichtlich und wird sich auch nicht zur Zufriedenheit aller (Vinicius, Mbappe, Perez und Alonso) lösen lassen - sollte Alonso nicht durchgreifen wollen oder dürfen, wird ihn das eher früher als später den Kopf kosten; auch hier: Es ist abzusehen.
Dass es dann noch zu derartig gewaltigen individuellen Fehler innerhalb der ersten Spielminuten kommt, liegt am Ende außerhalb der Ende von Alonso, Vinicius, Mbappe oder Perez. Asencio war über die komplette Saison hinweg ein solider Spieler, der kaum bis keine Fehler beging. Diese Club-WM hat er wortwörtlich Schei** am Schuh. Passiert und es bleibt abzuwarten, ob und wie er aus diesem großen Loch wieder rauskommen wird. Wenn wir schon bei Innenverteidiger sind, müssen wir anzweifeln, ob Rüdiger den spielerischen Anforderungen Alonsos gerecht werden kann. Ein wenig verwundert es mich doch, da er unter Tuchel gerade in einer Dreierkette brillierte. Rein von den Anlagen haben wir mit Huijsen und Miliato leider nur zwei Innenverteidiger, welche spielerisch auf einem überdurchschnittlichen Niveau sind. Tchouameni wird hier hoffentlich die Lösung sein, trotzdem bedarf es heir mMn einen weiteren passenden Spieler.
Ansonsten hat das Spiel keine neuen Erkenntnisse geliefert. Die Mannschaft ist körperlich am Ende und Alonsos Handschrift ist nur phasenweise lesbar - eben wie zu erwarten. Auch Anfang der Saison wird nicht alles perfekt laufen. Mastantuono kommt, Carreras wohl auch (möglicherweise als Hincapie-Pendant?). Beides jedoch keine Spieler, die das Niveau der Mannschaft sofort auf neue Ebenen heben werden. Es gibt einfach noch viel Arbeit. Es ist aber auch kein Weltuntergang.