Wirkt schon so, als hätte Perez aus seinen Fehlern Anfang der 2000er (relativ schnell! Xabi, Arbeloa und Raul Albiol kamen nicht zufällig) gelernt.
Sorry, dass ich da dazwischenfunke und nur diesen Absatz zitiere. Aber dieser Punkt fällt sehr oft, deshalb möchte ich mich dazu äußern. Denn ich sehe es grundlegend anders und möchte die Frage stellen:
Was bringt euch zu dem Schluss, dass Perez sich geändert hat?
Der einzige Unterschied zu den frühen 2000ern ist meiner Meinung nach, dass wir uns keine "fertigen" Galacticos mehr leisten können (weil es viel mehr kaufkräftige Konkurrenz um diese Spieler gibt) und deshalb vorwiegend auf namhafte Talente mit großen Star-Potential setzen. Garniert mit ablösefreien Superstars.
Eine sportliche Überlegung steckt da aber nicht dahinter. Man schlägt schlichtweg zu, wenn sich die Chance ergibt.
Die einzige Phase, die hier komplett ausreist, im positiven Sinne, ist die Ära Mourinho.
Und ich bin der Meinung man muss diese Zeit gesondert betrachten. Denn:
Madrid war, gelinde gesagt, in einer harten Krise und Barca zeitgleich am Olymp. Diese Umstände gepaart mit der Person Mourinho, die zu dieser Zeit einen nicht dagewesene Star-Status erlangte, führte dazu, dass Perez dem Trainer Freiheiten gewährte, die weder vor noch nach ihm je ein anderer Trainer genießen durfte. Und es zahlte sich aus. Man holte erstmals unter Perez die richtigen Puzzlestücke anstatt größer Namen und gab dem Projekt Zeit (1 CdR Titel im ersten Jahre wäre für jeden anderen Trainer wohl zu wenig gewesen, um bleiben zu dürfen). Und das alles lohnte sich. Der Trainer implementierte eine Philosophie und ein Spielkonzept um CR herum, das Rekorde brach und spektakulären Fußball zeigte.
Leider hat man aus dieser Phase dann die falschen Schlüsse gezogen, denn danach waren alle Trainer wieder "nur" Trainer und es galt die alte, ungeschriebene Regel unter Perez, dass der Trainer gefälligst das beste aus 11 individuellen Top-Spielern zu formen hatte, ohne sich zu beschweren. Zidane und aktuell Alonso bekamen mehr Neuzugänge als andere aber auch sie waren/sind weit weg von der Macht, die man Mourinho gab. Denn der war hier Manager nach englischem Vorbild und durfte sogar ein Veto gegen die Marketing-Reise im Sommer einlegen zugunsten einer sportlich wertvollen Vorbereitung. Ein Novum unter Perez. Ob das jetzt die Ideallösung ist, sei dahingestellt – ich persönlich referiere die Kombi Sportdirektor+Trainer – aber allein die Tatsache, dass wir so lange von der Arbeit Mourinhos profitierten (all die CL Erfolge danach fußten auf diesem Fundament) spricht dafür.
Lügen wir uns doch nicht ins Fäustchen, sondern geben zu: Perez ist immer noch der Perez aus den frühen 2000ern und Jose Angel Sanchez sein Architekt. Über allem steht nach wie vor die Vermarktbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Erst dann kommt der Sport. Trainer erhalten 1-3 Amtsgeschenke aber haben ansonsten nichts mitzureden und sich den Umständen anzupassen. Die Xabi-Verpflichtung ging bei mir mit der Hoffnung einher, hier kommt ein zweiter Mourinho (also Manager statt Trainer) – diese Hoffnung ist aber schnell wieder der Realität gewichen. Xabi muss sich genauso unterordnen, hat jetzt seine 2-3 Einstandsgeschenke bekommen und muss aus einem Chaoshaufen irgendwie ein funktionierendes Kollektiv bilden, ohne es sich mit verwöhnten Stars zu verscherzen.
Welcome to Perez' Real World!