@FS10: Ich bin absolut bei Dir, was die Einschätzung angeht. Wenn es um defensive Stabilität geht, sollte man sich nicht auf Spieler X verlassen müssen, sondern eine kollektive Lösung anstreben. Das ist ein wünscheswertes Szenario.
Aber:
- Die Statistiken rund um Marcelo sprechen dagegen. Es ist sehr auffällig, dass alle Niederlagen mit ihm in der Startelf auftreten (drum fragte ich verwundert, ob ein Spieler alleine wirklich eine derart große Auswirkung haben kann). Wenn man das weiß, muss man Marcelo entweder nicht spielen lassen (geht nicht, wenn sich jemand verletzt oder Spieler geschont werden sollen) oder man muss dafür sorgen, dass, wenn er spielt, eine Absicherung existiert. Das ist nicht ganz einfach, so wie er in den letzten 18 Monaten spielte. Aber wenn man ihm vertraut, muss man sich den Vorwurf gefallen lassen.
- Wenn die Abhängigkeit von gewissen Spielern nicht so groß wäre, wären die Auswirkungen der Rotation nicht so frappierend. Ich finde schon, dass das Fehlen von Ramos extrem sichtbar wird. Ich finde auch, dass das Fehlen Casemiros deutlich sichtbar ist. Wenn man sich aussuchen würde, wer drei Monate ausfallen soll, dann würden viele sicherlich eher Varane als Ramos sagen.
Drum sagte ich, die Defensive Stabilität steht und fällt mit Casemiro. Ich hätte meine Aussage noch präzisieren und Ramos hinzunehmen sollen (unterschiedliche Mannschaftsteile). Steht Ramos auf dem Platz, aber Casemiro nicht (und umgekehrt), so finde ich schon, dass die Wahrscheinlichkeit deutlich ansteigt, dass man defensiv einen Hühnerhaufen zu sehen bekommt und gegen vermeintlich "schwache Gegner" ins Schlittern gerät. Sie sind so etwas wie der verlängerte Arm Zidane's auf dem Feld. Natürlich kann man auch mit beiden eine Klatsche kassieren, wenn Casemiro Ausflüge nach vorne macht und Ramos dumme Elfmeter verursacht. Dennoch versteht Casemiro am besten, wie seine Hinterleute ticken. Er stopft Löcher auf der LV-Position, wenn Marcelo fehlt. Er sichert hinten ab, wenn sich Ramos voll in die Offensive einschaltet, er sichert ab, wenn Kroos nach vorne geht (in dem Wissen, dass er danach nach hinten traben wird) usw. Das alles fällt leichter, wenn Kroos auf dem Feld ist, weil seine Spielweise - im Gegensatz zu Valverde - weniger riskant ist und die Hintermannschaft sich schneller sortieren kann, als wenn man 8 offensiv tickende Akteure auf dem Feld hat.
Im Übrigen bin bei Dir, was das gestrige Spiel angeht. Valencia war alles andere als unschlagbar, Torchancen hielten sich in Grenzen und die Gegentore waren zum Großteil selbst verschuldet. Ich finde nur, dass man - so unglücklich man auch in Rückstand geraten kann - zu keiner Zeit ein Entgegenstemmen oder Aufbäumen erkennen konnte. Im Gegenteil, Valencia kam zu Beginn der 2 HZ schnell zu zwei Großchancen. Man kann auch so spielen, dass man den Gegner vor größere Aufgaben stellt, vielleicht ein 1:2 hält und auf das 2:2 geht, anstatt sich völlig zu ergeben und leichtfertig 2 weitere Elfmeter zu verursachen. Hält man den Gegner vom eigenen Tor weg, kommen die Elfmeterszenen nicht zu Stande. Und trotz dieser defensiven Lücken war man selber offensiv nicht einmal gefährlich. Der Anschlusstreffer lag eigentlich nicht in der Luft, so mein Eindruck. Das war wie gegen Donezk und Gladbach über weite Teile eine viel zu dürftige, brave, emotionslose und taktisch schwache Leistung.