Ich will dann mal endlich ein Post zu Marcos Llorente verfassen, nachdem ich es mir lange vor mir hergeschoben habe. User
@4ramos hat ja in der Vergangenheit immer sehr geschwärmt und das Talent war für einen gelegentlichen Castilla-Schauer auch klar ersichtlich, aber ich habe nicht mit so einem La Liga Debut gerechnet.
In Llorente spiegelt sich die Spielweise von Deportivo Alaves sehr gut wieder. Die Spielsituationen, die am häufigsten vorkommen sind die (tiefe) statische Verteidigung und das offensive Umschalten. Die, die am meisten Aufmerksamkeit in Bezug auf den Madrilenen erregt, ist erstere, auch wenn sein feines Füßchen, zarter Körperbau und die fehlende Krieger-Austrahlung etwas anderes vermuten lässt. Llorente will zwar den Ball, aber erzwingt es nicht. Er weiß, dass das wo und wie zählt.
Seine Geduld bei der Entscheidung in den Zweikampf zu gehen ist vielleicht einer der ausgeprägtesten Charakteristika seines Spiels, wenn Alaves tief verteidigt. Die Anzahl an eroberten Bälle ist so gut wie die Effizienz, mit der er es erreicht. Llorente kann das Spiel lesen, Alaves interessiert es nicht wenn der Gegner den Ball dort hat, wo es der Mannschaft recht ist, und wenn der Gegner diese Ordnung unterbrechen möchte, riskieren die Spieler und der Ballgewinn wird gesucht, wo der junge Mittelfeldspieler schnell reagiert, um den Raum eng zu machen und/oder als erstes den Ball zu spitzeln. Seine Reaktionsschnelligkeit und gute Positionierung machen ihn zu einem starken Verteidiger.
Marcos versucht sowohl die Passlinien zu sichern, als auch den 6er Raum. Selbst als Passspieler weiß er, wie seine Gegenspieler denken, was ihm dabei hilft, deren Zuspiele vorrauszuahnen, sowohl um sie abzufangen, als auch um sie zuzustellen.
Seine zweite Mission ist es, den Zugang des Balles in den 6er-Bereich zu verhindern. Er umkreist und umzäunt ihn als wäre er an einem Seil gebunden, mit dem anderen Ende dort gefestigt, wo wir den gegnerischen 10er in der Theorie setzen würden. So wird dem Ballführer das Zentrum verwehrt und Llorente zögert dann nicht, ihm den Raum eng zu machen.
Die Positionierung und das Lesen der Spielzügen von Marcos Llorente in den Momenten, in denen Alaves den Ball nicht hat, sind natürlich direkt damit verknüpft was passiert, wenn sie ihn wiedererobern. Es ist eine sehr wichtige Situation in deren Spiel, vor allem wenn sie Entlastung brauchen und den Spielrhythmus des Gegners stören wollen. Wie gesagt, Marcos erobert viele Bälle, was ihm zur zentralen Figur im offensiven Umschalten macht. Und wenn er nicht derjenige ist, dann ist er auch gut positioniert, um von seinen Mitspielern gefunden zu werden.
Seine größte Stärke ist, dass er dann den Ball nicht verliert. Das stört wie erwähnt den Spielrhythmus des Gegners und wenn er ohne Erfolg versucht, den Ball zurückzuholen, macht das den Weg für die Spieleröffnung frei. Wenn Llorente den Ball hat, zieht er Gegenspieler an, die Räume für die anderen Alaves Spieler öffnen, die den Ball auch geliefert bekommen. Meistens kurz, aber selbst wenn die langen Bälle nicht ankommen, so sorgen sie dafür, dass die andere Mannschaft sich zurückziehen muss.
Doch er muss nicht immer den Ball haben, er kann auch mit einem One-Touch Pass den Spielfluss erhalten oder sogar das Spiel beeinflussen, ohne überhaupt in Kontakt mit dem Ball zu kommen. Er zeigt Wege an, erzwingt diese mit seiner Positionierung und bewegt sich. Er ist am meisten dann gefragt, wenn die Lösungen mit dem Ball am schwierigsten zu finde sind.
Etwas ähnliches geschieht, in den seltenen Momenten, in denen seine Mannschaft den Ball lange hält. Llorente ist die Figur, die am meisten Bezug zum Ball hat, ohne diesen ständig beanspruchen zu müssen. Er bewegt sich über die volle horizontalle Länge des Feldes immer im Versuch, den Spielrhythmus, den seine Mannschaft für gewöhnlich durchbrechen will, nun zu erhalten.
Besonders auffällig sind dann seine Ausflüge richtung Außenlinie, um seinen Kollegen eine Passgelegenheit zu bieten. In der Regel bietet er aber eine konstante Option mit dem Gesicht zum gegnerischen Tor in der Linie hinter dem Ball. Dadurch hat er beim defensiven Umschaltspiel, vor allem wenn es drei Innenverteidiger gibt, die hinter ihm absichern, die Aufgabe nicht nach hinten zu laufen, sondern zu pressen und den gegnerischen Ball richtung Flügel zu lenken. Auch hier ist die Balleroberung nicht das Allerwichtigste in Llorentes Kopf.
Nicht zuletzt sei auch erwähnt, dass er in der Luft bei langen Bällen eine überraschend gute Figur macht.
Das Fazit bleibt klar: Llorente spielt in einer Mannschaft, in der er nicht davon ausgehen kann, den Ball ständig zu haben, was nicht heißt, dass er ihn jemals aus der Sicht verliert.
Und um nicht nur positive Worte für den jungen zu verlieren, momentan ist er ein Spieler, der offensiver denken müsste und etwas weniger auf Kontrolle sein müsste.
@Raúl_R7 hatte das ja erwähnt und ich glaube auch eine Graphik gepostet mit seinen vielen horizontalen Pässen. Das ist sicher auch Systembedingt, da er für Alaves spielt, aber es ist auf jeden Fall ein Aspekt, an dem er arbeiten muss. Es ist aber auch seine erste Halbserie auf höchsten Niveau und er ist ja noch ein junger.
In other news, von seinem Namensvetter bei Malaga, der mir bei Rayo sehr gut gefallen hat, habe ich diese Saison leider kein einziges gutes Spiel gesehen. Im Gegenteil.