Ronaldo
Ein Star wird zum Film
Was erwartet einen bei einem Film mit solch einem schlichten Titel? Intime Persönlichkeitsstudie oder Propaganda? Was erzählt der Film über C. Ronaldo? Wie lebt es sich als Superstar? Wie fühlt sich eine Karriere im Auge der Öffentlichkeit an?
Ronaldo ist ein Dokumentarfilm der offenen Form. Es gibt keine Handlung in ihrem eigentlichen Sinn. C. Ronaldo wird einige Monate lang vom Kamerateam begleitet, nach La Décima bis zu seinem (berühmt-berüchtigten) dreißigsten Geburtstag. Dabei geht der Film immer wieder in die Vergangenheit zurück – vom fußballspielenden Kind auf Madeira zum jugendlichen Sporting-Spieler, vom jungen Erwachsenen von Manchester Utd. Zum Superstar von Real Madrid; oder andersherum, zurück zu den Wurzeln.
Wegbegleiter des Stars kommen zu Wort, häufig auch C. Ronaldo selbst, der Film hat dafür keine eigene Erzählstimme und lässt die Voice-overs der Personen unkommentiert. Von diesen Wegbegleitern sticht v.a. der charmante J. Mendes hervor, der mit Charisma und Redegewandtheit zum heimlichen Star des Films wird. In einem gefüllten Lokal erzählt er seiner Gruppe, wie er den Vertrag mit Sir Alex Ferguson abgeschlossen hatte; irgendwann kommt ein Fußballer (R. Ferdinand) an den Tisch, sie grüßen sich herzlich. Cristiano hingegen ist häufig allein, das soz. Umfeld begrenzt. Nur sein Sohn ist quasi immer um ihn herum; Irina Shayk, mit der 2014 schließlich noch liiert wird, ist eher eine Randbemerkung und wird ein einziges Mal erwähnt. Ob das während des Drehs zu Stande gekommen ist oder am Schneidetisch, wird nicht erzählt.
Dieses einsame und ereignisarme Privatleben wird besonders gern mit dem Arbeitsalltag kontrastiert. Cristiano steht auf und bringt seinen Sohn zur Schule, geht dann arbeiten – bedeutet: In gefüllten Stadien bejubelt werden, dribbeln, tricksen, Tore schießen, Trophäen gewinnen, zur WM fahren, auf die Ballon d’Or-Gala gehen.
Der Ballon d’Or scheint von größerer Bedeutsamkeit für den Film, ebenso wie die Rivalität mit Lionel Messi. Diese Motive treten besonders stark in Erscheinung und gemeinsam mit den oben genannten wiederholt sich der Film häufig. Der Antrieb des Protagonisten wird auch nicht wirklich herausgearbeitet, sondern bloß von diesem selbst beschrieben.
Wollte er ein Gefühl für das private wie professionelle Leben C. Ronaldos vermitteln, ist ihm dies wahrscheinlich gelungen, doch darüber hinaus sagt
Ronaldo leider wenig.
http://www.imdb.com/title/tt5065822/
Bildquelle:
https://usatthebiglead.files.wordpress.com/2014/05/ronaldonoshirt.jpg?w=1000&h=600&crop=1
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