
Kann mir jemand vielleicht sagen, in welchen System wir in der ersten Halbzeit gespielt haben? Ich konnte das nicht klar herauskennen, Illarra spielte mal offensiver auf der Halbposition dann wieder auf der Doppelsechs, Modric halblinks dann wieder Zentral
Habs leider nicht gesehen sry...
Real Madrid CF 0:1 AS Roma - ICC
Nach einer langen Sommerpause konnten wir endlich wieder ein nahezu vollbesetztes Real Madrid sehen. Im Spiel gegen ein unter Garcia wieder aufblühendes Team der Roma ging es um das Weiterkommen im ICC, welches letztendlich sekundärer Natur war, wie der Spielverlauf zeigte.
Real Madrid spielte von Beginn an wieder im gewohnten 4-3-3, das defensiv zu einem 4-4-2/4-4-2-0 wurde.
Anfangsaufstellung offensiv (siehe Anhang)
Casillas spielte entgegen offizieller Ankündigung von Beginn an für Diego Lopez. Die Abwehr hielt dabei wenige Überraschungen bereit, während Illara im RZM spielte und Modric auf die linke Seite des Mittelfeld rückte. Bale rückte auf links und Isco wurde überraschenderweise als „false 9“ aufgeboten, während Vasquez als nomineller RA agierte.
Real startete zunächst in einem hohen 4-4-2 Mittelfeldpressing um die Roma bereits im ersten Drittel unter Druck zu setzten und deren Spielaufbau zu stören. Nach den ersten 5-10 Minuten verschob sich die erste Pressinglinie Reals einige Meter nach hinten, sodass ein 4-4-2-0 entstand, bei dem Bale und Isco als Stürmer den 6er-Raum versperrten und die Innenverteidiger der Roma bei Zirkulationen untereinander nicht gepresst wurden. Bei Verlagerungen der Innen- auf die Außenverteidiger funktionierte Reals leitendes Element in Form von Bale und Isco als Keilstürmer, die sich mannorientiert am Innenverteidiger postierten, gut, da somit die Rückpassoption genommen und der Roma ein vertikales Spiel nach vorne aufgezwungen wurde.
Der Druck wurde dabei durch die Außenmittelfeldspieler (Modric & Vasquez) erhöht, indem sie bei Verlagerungen auf die jeweilige Seite mannorientiert auf die Außenverteidiger pressten, sie zu einem frühen Abspiel und somit zu eventuellen Fehlpässen verleiteten. Um die lokale Kompaktheit auf der ballnahen Seite zu forcieren schob die
enge Mittelfeldkette mit stets 3 Spielern, dem Außenmittelfeldspieler, dem ballnahen ZM und ballfernen ZM ballorientiert nach, während der ballferne Außenmittelfeldspieler im Deckungsschatten der Stürmer diagonale Verlagerungen und Durchbrüche absicherte. Die Außenverteidiger (Carvajal & Coentrao) schoben dabei mannorientiert nach Außen und erzeugten eine
breite Abwehrkette, wobei die Stürmer ebenfalls mannorientiert im Deckungsschatten der Außenverteidiger von Ramos bzw. Pepe verfolgt wurden um sie bei eventuellen Zuspielen hinter die Außenverteidiger abdrängen und isolieren zu können, was oft gut gelang. Dabei entstanden allerdings einige Male Räume zwischen den Innenverteidigern, die jedoch nicht konsequent attackiert wurden und somit lediglich eine theoretische Gefahr darstellten .
Beim Überspielen der ersten Pressinglinie agierten die 8er (Illara, Alonso) höher, mannorientiert und attackierend um die zentralen Mittelfeldspieler der Roma früh unter Druck zu setzten und teilweise schlechte, weggedrehte Sichtfelder zu nutzen um einen Rückpass zu erzwingen oder einen Ballgewinn zu erzielen. Wenn ein Ball dennoch durch die enge Mittelfeldkette geraten ist, konnte dieser dennoch schnell wegen des sehr guten antizipativen Verhalten der Innenverteidiger gewonnen werden. Vor allem Ramos überzeugte dabei mit gutem Timing und durch seine herausragende Dynamik.
Insgesamt fiel dabei die hohe Positionierung der Verteidigungslinie auf, um den Raum zu komprimieren, was stark an Arrigo Sacchis 4-4-2 erinnerte.
Somit hat sich das 4-4-2 in der Defensive in Madrid wohl letztendlich gegen das 4-3-3/4-5-1 Pressing durchgesetzt. In meinen Augen setzte dieser Trend seit der 3:4 Niederlage im Rückspiel von La Liga ein. Danach setzte Ancelotti auf das 4-4-2, wobei die Idee dieses System zu nutzen wohl aus den Erfolgen von Atletico gegen Barcelona resultierte und in der Praxis viele Gemeinsamkeiten mit dem 4-4-2 von Ancelottis Meister Sacchi aufweist.
(Defensivformation im Anhang mit Kompaktheitsbegrenzung und defensier Rollenverteilung)
Offensiv war es das gewohnte 4-3-3, allerdings mit Isco als false 9. Dabei begann das Spiel mit einem hohen linksfokus auf Reals Seite durch Bale, Coentrao und Modric, wobei dies durch zusätzliche situative Überladungen mit Isco zu einigen Durchbrüchen auf der linken Seite führte, die in einigen Flanken und Schüssen mit schlechtem Schusswinkel resultierten. Da Coentrao eher situativ aufrückte übernahm Modric ebenfalls oftmals die Position auf besagter linken Seite, wobei Isco als ausweichender und kombinierender Stürmer diese Bewegungen gut erkannte und somit als „özilähnlicher“ Raumöffner- und Deuter agierte. Dabei waren die Flügelspieler mit Bale und Vasquez mangels Schnittstellenläufen und Zentrumsbesetzung weniger gefährlich und es resultierte eine eher geringe Durchschlagskraft. Einige Male konnte man Freilaufbewegungen sehen, bei denen gleich 2 Spieler in den
gleichen Raum als Anspielstation abkippten und diese Bewegungen aufgrund des dahinter nicht besetzten Raums redundant machten. Mit zunehmender Spieldauer wurden die Vertikalläufe von Carvajal immer dominanter, der mittels cleverem situativem Vorder- und Hinterlaufen Dynamik erzeugte und die römische Abwehr regelmäßig überrannte, womit er direkte Vorstöße ins letzte Drittel und kollektives Aufrücken ermöglichte. In der ersten Halbzeit agierte Modric noch aufgrund von Coentraos absichernder Spielweise tiefer in der gegnerischen Hälfte als Nadelspieler und öffnete somit ebenfalls Räume für Vorstöße von Ramos, der nahezu als DM spielte, wodurch er allerdings auch dank seiner Technik prädesteniert ist. Illara kippte wie gewohnt oft zwischen Pepe und Carvajal (IV und AV) heraus um Alonso im Aufbauspiel zu entlasten. Dabei versuchte Isco stets in jeder Zone Anbindungen herzustellen und erzeugte mittels intelligenter Läufe gute Wechselwirkungen, indem er beispielsweise bei Vorstößen von Illara den Part des linken 8ers übernahm und absicherte. Besonders auffällig war dabei, dass der ballferne Flügelspieler und Außenverteidiger oft die Tiefe und Breite im zweiten und letzten Drittel gaben um somit das Zentrum für die zentralen Akteure zu öffneten. Mitte der ersten Halbzeit dominierte Real phasenweise das Spiel und konnte bei der Roma zumindest einige Male schlechte Staffelungen erzwingen, wobei Isco durch einige gute Lochpässe auffiel. Ein Stilmittel, das sehr einstudiert wirkte waren ständiges Hinter- aber vor allem Vorderlaufen der breitegebenden Spieler zum Öffnen von Räumen und kreieren von Dynamik. Allerdings fehlten dabei dann weitere kollektive Anbindungen und Bewegungen um diese vor allem auf dem Flügel praktizierten Läufe gefährlich zu machen und gute Staffelungen zu erzeugen.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es dann einige Wechsel wie Arbeloa für Coentrao, wobei Carvajal dann auf die linken Seite den Marcelo gab. Casillas räumte den Platz für Diego Lopez, Nacho kam für Pepe und Raul de Tomas für Vasquez, wobei Bale dann auf die gewohnte linke Seite wechselte.
Dabei hatte der Wechsel von Carvajal auf links eine relativ interessante Wirkung. Da er oft in die Tiefe ging um Breite und eben Tiefe zu generieren, konnte sich Modric ins erste Drittel begeben und auf der linken Seite herauskippen, sodass teilweise alle 3 Spieler (Modric, Xabi, Illara) wie in der Vorsaison oft gleichzeitig heraus- und abkippten und somit fast schon eine situative 7er-Kette entstand. Der Vorteil dabei ist, dass die Außenverteidiger relativ tief im zweiten Drittel stehen können und ihre Gegenspieler entweder mitziehen und den Raum für die zentralen Mittelfeldspieler öffnen oder helfen im zweiten und letzten Drittel zu überladen, während die pressingresistenten Mittelfeldspieler das Spiel aus dem ersten Drittel dirigieren. So gab es sogar eine Szene aus der 51. Minute in der Carvajal für den abkippenden Isco ins Sturmzentrum ging. Dennoch fehlten dann im letzten Drittel Rhytmuswechsel um schlechte Staffelungen zu forcieren und Durchbrüche zu schaffen.
Mit Verlauf der zweiten Halbzeit wurde das Mittelfeldpressing immer tiefer und aus dem 4-4-2-0 wurde phasenweise ein 4-5-1 bei dem Isco merkwürdigerweise auf die linke Seite ging und Bale auf rechts verteidigte. Dieses 4-5-1 wirkte sehr improvisiert und öffnete die Halbräume um Raul de Tomas. Da in diesen aber auch zu dieser Phase nicht aggressiv genug attackiert wurde, ergab sich in diesen strategisch wichtigen Zonen viel Raum und Zeit für die ZM der Roma, und fand seinen negativen Höhepunkt beim 1:0 durch Totti. Nach der Anpassung auf ein erneutes höheres 4-4-2 und einigen Minuten der Drangphase Wechselte Ancelotti Alonso und bald danach Bale gegen Castilla-Spieler aus. Damit war in klares Zeichen gesetzt, dass der ICC lediglich als Vorbereitung dient und das Ausscheiden in Kauf genommen wird um eine zu frühe Überbelastung einiger wichtiger Spieler nach der langen letzten Saison zu vermeiden.
Fazit:
Das 4-4-2-0 von Real Madrid war über weite Strecken sehr kompakt und wirkte bereits sehr einstudiert. Die taktischen Vorgaben im 4-3-3 sind bisher sehr ähnlich zur Vorsaison, doch werden sich mit Kroos und James erneut verändern. Besonders Isco vermochte es durch starke Pressingresistenz zu gefallen, wobei sein Spiel mit Rücken zum Tor überraschenderweise sehr stabil war. Modric hat erneut bewiesen wie vielseitig er ist. Aber auch Carvajal wirkte sehr dynamisch und frisch und zeigte sein Potenzial. Dennoch müssen gruppentaktische Aspekte verbessert und das generelle Spieltempo erhöht werden, was zu dieser Phase der Saison und dem vorherrschenden Klima allerdings vollkommen normal ist. Alles in allem zeigte Real Madrid eine solide Leistung, die Lust auf Verbesserungen und die kommende Saison macht.