Benitez soll ja ein Taktikfuchs sein. Davon hab ich bis jetzt nichts gemerkt. Taktisch kommt nichts. Da würde ich ja eine bessere Taktik machen.
Dann werde doch Real Madrid Trainer und machs besser. Ich erwarte dann allerdings 80% Ballbesitz, 100 Torchancen und 10:0 Siege in jedem Spiel, selbstverständlich mit schönen und offensivem Powerfussball. Und natürlich das Triple jedes Jahr. Wenn auch nur etwas davon nicht erfüllt ist, brauchen wir leider "nuevo impulso". Unfaire und übertrieben Anforderungen? Natürlich, aber ganeau das wollen ja nicht wenige hier drinnen, die dürfen gerne mal von ihrer eigenen Medizien kosten.
Dass es momentann alles andere als wunschgemäss läuft, merkt denke ich jeder. Rafas Taktikten greiffen nicht, er scheint die Spieler nicht richtig zu erreichen usw. Dennoch finde ich es erbärmlich und charakterlos, wie man nun versucht, ihm jegliche Klasse abszusprechen und sogar sich selber als besser zu bezeichnen. Rafa ist CL-Sieger, mehrfacher spanischer Meister usw., Dinge, von denen viele nur Träumen können, habt etwas Respekt. Man kann in Frage stellen, ob Benitez wirklich der Richtige für Real ist, aber gleich seine ganze Traineraktivität und Persönlichkeit an sich in Frage zu stellen, ist schon krass. Und wie gesagt, es steht jedem hier offen, sich als Real Trainer zu bewerben. Nur ist das hier halt die Realität und nicht FIFA Pro Manager. Hinter dem Bildschirm grosse Reden schwingen kann jeder, aber diese dann in die Tat umzusetzen ist ein ganz andere Sache. Ich bin auch nicht zufrieden mit Rafa im Moment, aber ich sehe auch, was für ein unglaublicher Druck auf ihm lastet und was für teilweise abstruse Anforderungen an ihn gestellt werden. An kaum einem Ort auf dieser Welt ist man dermassen unter Stress wie auf dem Trainerstuhl in Madrid, sei es durch den Vorstand, die Fans, die Presse oder was/wen auch immer. Ich würde keine Sekunde an dieser Stelle stehen wollen.
Wo genau das Problem ist, ist noch schwer zu sagen. Auf mich wirkt es irgendwie so, als wäre Rafa dermassen darauf verbissen, seine hochgeliebte Ordnung auf dem Platz zu bekommen, dass darunter alles andere leidet. Spieler müssen ständig auf verschiedenen und ungewohnten Positionen spielen und kommen dadurch ausser Rhythmus und Form bzw. können ihre Stärken nicht mehr ausspielen. Dazu fehlen nicht selten jegliche taktische Grundpläne und alle irren ratlos über den Platz. Die Szenen gegen Barca, wo vorne 4 wie wild rumpressen und die übrigen 6 irgendwo hinten rumstehen mit einem halben Fussballfeld Abstand dazwischen spricht Bände, so gewinnt man im heutigen Fussball, wo selbst Amateurteams teilweise schon hochprofesionell sind mit ausgefuchsten Taktiken usw., einfach nicht mehr. Die Mannschaft hat keinen Charakter, keinen Plan, ist keine Einheit. Wir sind leider wieder das, war wir vor Mou schon lange waren, eine Ansammlung von zusammengekauften Namen und ein Trainer, der daraus (noch?) nichts Funktionelles basteln kann.
Wie es weitergehen soll, ist eine unglaublich schwere Frage, auf die auch ich keine Antwort weiss. Man kann Rafa entlassen, aber eben, dann was? Auch Zidane, Carlo oder wer auch immer werden das Team nicht von heute auf morgen neu erfinden können bzw. werden sich der Macht von Perez, den Spielern usw. beugen müssen. Wir stehen trotz allem noch relativ gut da, wenn man die Resultate betrachtet, daher kann es tatsächlich noch schlimmer werden. Bevor man mit dem nächstbesten Hammpelmann völlig im Chaos versinkt, halte ich Rafa dann doch für das kleinere Übel. Man sollte die Saison mit ihm beenden und dann nächsten Sommer entscheiden. Wenn sich wirklich nachhaltig was ändern soll, müssen halt alle an sich arbeiten, sprich auch Senor Perez, der Vorstand, die Spieler, der Ärztestab usw., man kann nicht alles immer nur auf den Trainer schieben. Ich glaube ich habe in letzter Zeit oft genug gesagt, was geneau ich damit meine.
Ich glaube wichtig wäre zunächst einmal, dass man irgend ein taktisches Grundkonzept hinbekommt, das eine geordnete Abwehr und koordinierte Angriffe erlaubt. Balance und Ordnung schön und gut, aber wie soll das funktionieren, wenn noch nicht einmal die Basics funktionieren. Das beste, prächtigste, teuerste, prunkvollste usw. Gebäude ist nichts wert, wenn das Fundament darunter instabiel ist bzw. noch nicht einmal existiert. Wenn man sowas mal hat, kann man anfangen, an Details zu schrauben und sie zu verbessern, aber man muss sie eben halt mal haben und da sind nun Benitez und die Spieler gefordert. Benitez muss einen Weg finden, seine Spieler zu integrieren und möglichst viel aus ihnen heraus zu holen. Die Spieler ihrerseits müssen aber halt auch bereit sein, darauf einzutreten und halt auch mal weniger schöne Aufgaben zu übernehmen bzw. anderen den Vortritt zu lassen. Das heisst nicht, dass man so sehr gegen den Ball arbeiten muss, dass man dann keine Kraft mehr hat, wenn man mal in Ballbesitz hat. Aber das heisst halt auch nicht, dass man nur vorne bzw. hinten rumstehen kann mit dem Gefühl, die anderen werden es schon richten. Wie so oft muss man halt auch hier eine Mischung finden, die funktioniert. Freiheiten ja, aber nicht so sehr, dass dann alle machen können, was sie wollen und niemand mehr fürs Team arbeitet. Von nichts kommt nichts. Und der Vorstand seinerseits sollte endlich mal gewisse Baustellen flicken (LV, Stürmer, usw.) anstatt die nächsten Galacticos ins Visier zu nehmen, diese werden das Problem auch nicht lösen. Wie gesagt, es braucht Veränderungen und Zusammenarbeit von allen Beteiligten, damit sich wirklich nachhaltig was ändert.
Trotz allem sollte man weiterkämpfen und versuchen zu retten, was irgendwie zu retten ist. Nach 1/3 der Saison die Flinte ins Korn zu werfen und alles zu haten ist keine Lösung sondern einfach erbärmlich, feige und Real Madrid nicht würdig. Gerade in solchen Situationen sollte man eigentlich mehr den jeh hinter der Mannschaft stehen und sie unterstützen. Wer das nicht tut, sollte vielleicht seine Gesinnung mal hinterfragen. Die Saison ist noch lang und ich sage bewusst nicht alles, aber dennoch einiges möglich. Ich will von der Mannschaft zumindest sehen, dass sie bis zum bitteren Ende kämpft, sonst kann man sie gleich auflösen. Was andere über uns denken ist mir sowas von scheissegal. Sollen sie Sprüche klopfen, solange sie noch können, Hochmut kommt von dem Fall. Gerade letzte Saison hat das doch sehr deutlich gezeigt. Vor einem Jahr hatten wir allen Grund zum Sprüche klopfen, das Ende der Geschichte kennen wir alle. Vielleicht läuft es diesesmal anders rum, wer weiss, die Hoffnung stirbt zuletzte. Hala Madrid!