Ancelotti ist der erste Trainer der 3 Mal hintereinander ein Derby verloren hat, und praktisch alle im gleichen Stil. Ich will mal anders verlieren, gewinnen wäre natürlich besser..
Den drittletzten hat er doch gewonnen. Gott sei Dank! Diese Ergebniskrise lässt mich nur den Fußballgott danken, dass er kurz in Ramos Haut reingehüpft ist.
Es war ein Derby mit sehr langsamen Rhythmus, indem die Chancen der beiden Teams in einer Hand abgezählt werden konnte. Diese Zustände sprechen auf dem Papier für die Rojiblancos. Ob dem so ist.. das Ergebnis spricht dafür.
Der Beginn der Schlacht war die entspannteste Phase für Real Madrid. Trotz der physisch starken Aufstellung von Atletico(Mario, Saul, Gabi, Garcia, Torres), haben die Gastgeber sich sehr tief aufgestellt, der sehr wenig Druck auf Ramos, Varane und sogar Kroos ausgeübt hat. Diese drei Spieler hatten viel Raum und da Kroos das Spiel immer gut liest und Ramos das auch getan hat, hatte Madrid den Ball und bewegte ihn durch Zonen, die dem Team das Spiel klar dominieren ließ. Es fehlte an Tiefe, kein Stürmer brillierte, die Verteidiger von Atletico gewannen alle Duelle, man konnte nur über Standardsituationen für Unruhe sorgen, aber es war ein Spiel, indem nur die Gäste ein Tor erzielen konnten.
Nach der ersten viertel Stunde veränderte Atletico ihre Strategie. Sie zogen ihre Linien weiter nach vorne, agierten aggressiver und störten das weiße Spiel mit einer hohen Anzahl an Foulspiele. Das neue Szenario enthülte einen Kroos, der von der Situation überfordert war. Zum erstem Mal in der Saison war rechts von ihm kein Ballkünstler(Isco oder Modric), der bereit stand um den Ball anzunehmen, Spieler auf sich zu ziehen und das Pressing zu umspielen(stattdessen Khedira - der mMn an und für sich der effektivere deutsche NM Spieler war). Er erinnerte an den etwas langsamen Toni, der bei Bayern gegen die großen Gegner, die gut raufgingen, stark an Einfluss verlor. Das System hat ihm aber auch nicht geholfen. Isco kam ihm zu Nahe(und unterstütze damit das einstürmen der Gegner), James bot sich nicht über außen noch zwischen den Linien an, die AV waren zu weit hinten... Ihm blieb nicht viel mehr übrig als der Pass zurück zu seinen IV. Es muss auch gesagt werden, dass die Art und Weise, wie Atletico ihre Verteidigungshöhe als Einheit verändert hat und ihre Entscheidungen beim Pressen perfekt waren.
In dieser Viertelstunde war Atletico am nähestem an Navas dran, auch wenn man keine klaren Torchancen kreieren konnte. Denn, wie auf der anderen Seite, so waren die Verteidiger den Stürmern im 1 gegen 1 überlegen. Trotzdem fand das Spiel viel zu lange auf Real Madrids Seite des Feldes.
Der Schlussteil der ersten Hälfte war geprägt vom Positionswechsel zwischen James und Isco. Damit konnte Ancelotti wieder seine Mannschaft auf Kurs bringen. Die Madrider rechte Seite war zu wenig druckvoll als Folge des schwachen Spiels von Arbeloa und des LV Lucas, der James auffraß, und Isco gab ihr Leben. Er war der einzige Offensivmann, dem die Rojiblancos den Ball nicht leicht abnahmen. Das Feld wurde breiter und Ramos, der (trotz Elfer) inspirierteste Spieler von Madrid für mich war, konnte weiter vorrücken und zwischen Dribblings, Pässe auf Marcelo und Seitenwechsel auf Isco entscheiden. Dadurch war Atletico wieder zurückgedrängt worden. Aber Gimenez und Godin waren tadellos, erlaubten keine Ballannahme im Zentrum und wenn ihre AV in eins gegen eins Situationen befanden, waren ihre Dopplungen stark.
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete: Angriff der Blancos, aber ohne Gefahr. Bis ein ungefährlicher Einwurf und ein, leider, typischer Ramos Fehler eiskalt von Garcia ausgenutzt und von der Elfmetermarke verwandelt wurde. Atletico hatte in der zweiten Halbzeit nicht mal Angriffsversuche angedeutet, aber hatten ihr 1-0. Man könnte dies Glück nennen, aber nach den letzten vielen Topspiele dieses Atleticos, die immer nach dem gleichen Muster verlaufen, fällt es schwer dem Zufall alles zuzuschreiben. Es gehört zu ihnen dazu. Was danach folgte war das, was Simeone sich dann gewünscht hat. Nichts. Ancelotti brachte Cristiano, Jese(scheint mir physisch in guter Verfassung aber mental noch nicht bei 100%) und Carvajal rein, Spieler, die viel Unruhe sorgen können, aber nichts änderte sich. Mit Koke und Arda nun auf dem Feld konnte Atletico über die gewonnene defensive und technische(Stichwort Ball halten) Qualität das Spiel in einer beachtlichen Art dominieren. Atletico brachte Real Madrid zum Stillstand.
Was Real Madrid angeht, über das Spiel hinaus, würde ich mir keine zu großen Sorgen machen. Man muss sich nur an die letzte Saison erinnern, in der es genau so hieß, man könne die Topteams nicht besiegen und man beendete das Fußballjahr mit verdienten Siege über Barcelona, Bayern München und Atletico Madrid.
Die Stadtrivalen konnten uns extrem einschränken, aber man sollte nicht vergessen, dass wir das bei ihnen auch erreicht haben. So ist das nunmal bei Topduellen. Sie haben offensiv keine Partie gespielt, die ausreicht, um ein Spiel zu gewinnen. Aber im Fußball sind die viel zitierten Details vielleicht so bedeutsam, wie in keinem anderen Mannschaftssport.
So ein Rivale ist frustrierend, aber auch aufbauend und herausfordernd. Ist mir lieber, als keinen Gegner zu haben, auch wenn die Resultate mich ankotzen.
Was das Rückspiel angeht bin ich etwas pessimistisch, aber hänge mich an der mangelnden Offensivkraft der colchoneros fest, die mich eine Wende nicht ausschließen lässt.
Ansonsten sehne ich mich mal wieder nach einem Topspiel der Mannschaft, von Anfang bis Ende, was seit Modrics Verletzung so nicht mehr vorgekommen ist. Wichtiger noch, ist aber, dass die Mannschaft nicht in eine Negativspirale gerät, wobei dies in meinen Augen eine übertriebene Reaktion wäre.
Als letztes kann und muss ich Simeone meinen aller größten Respekt zollen, wie perfekt er seine Mannschaft gecoacht kriegt und sich auch nicht von den Abgängen seiner besten Spieler runter ziehen lässt. Überragend.