@Raúl_R7 das kann man im Frust als Fan natürlich sagen, aber wenn wir ehrlich sind, dann kann die Führung doch nie im Leben die Saison als verloren verurteilen und dementsprechend handeln. Das kann man niemanden verkaufen, wenn man 5 Punkte von der Tabellenspitze entfernt ist und im AF der Champions League steht.
Ansonsten erinnert mich das Namedropping daran, dass zu Ancelottis Kritikzeiten auch schon der Name Benitez als sein Nachfolger hier im Forum gefallen ist. Natürlich nicht als einer der Favoriten, wie z.B. Jemez, aber das War wohl ein klassischer Fall von "Vorsicht, was du dir wünschst, es könnte wahr werden". Deswegen habe ich Probleme, den optimalen Trainer für die Zukunft rauszupicken. Ich glaube von der Kompetenz her, sind die Trainer gar nicht so weit weg voneinander, wie es manchmal gerne gemacht wird. Dadurch ist das menschliche das, was den Unterschied aus macht. Und wie will man das beurteilen?
Ich kann verstehen, warum Benitez Kopf verlangt wird. Das Problem was ich persönlich damit habe ist, dass man so schnell in einem Teufelskreis landet.
Eine Führung, die es anscheinend beurteilen kann, wann man nuevo impulso braucht, sollte das schon können
Ich will auf keinen Fall in einen Teufelskreis landen, ich bin auch für Kontinuität auf dem Trainerstuhl (der Hauptgrund, warum ich Carlo nicht weg haben wollte, obwohl ich nicht behaupten könnte, dass ich ihm aus sportlicher Sicht nachgeweint habe), aber die Möglichkeit langfristig arbeiten zu können, muss durch gewisse Punkte gerechtfertigt werden:
1) Jeder Trainer bringt eine bestimmte Stilrichtung mit, seinen Stil muss er aber auch an den Kader anpassen können.
2) Es muss einen sichtbaren Fortschritt geben.
3) Es muss ein klarer Plan erkennbar sein.
Keinen dieser Punkte erfüllt Benitez mMn.
1) Seinen besten Fußball hat er mit Vazquez, Casemiro und Jese spielen lassen, ich denke das sagt genug aus.
2) Ich erkennen keinen Fortschritt, gefühlt sieht das schlechter aus als am Saisonanfang.
3) Siehst du einen Plan? Ich nicht. Jedes Spiel ist eine Wundertüte.
Ich bin der erste, der sagt, dass ein Trainer Zeit braucht, aber wie viel braucht ein Trainer, bis man kleine Fortschritte sehen kann? Ich nehm mal den BVB als Beispiel, weil ich ihn genauer verfolge:
Letzte Saison hatten sie eine Krise, das war nicht mit Verletzungen zu begründen, sondern hauptsächlich mit einem System, das mit dem Spielermaterial nicht mehr perfekt aufging. Tuchel übernahm und schon in der Vorbereitung konnte man sehen, in welche Richtung die Reise geht. Im 1. Bundesligaspiel war der Übergang von Klopps Heavy Metal Fußball mit dem Gegenpressing als besten Spielmacherzu einem sehr, sehr guten Ballbesitzsystem, mit dosiertem Pressing usw. praktisch abgeschlossen.
Wieso sollte sowas beim BVB funktionieren, aber in Madrid nicht? Mir kann doch niemand erzählen, dass der Kader flexibler war, als es der von RM ist? Gerade mal Weigl und Castro kamen dazu, das ist alles andere als ein kompletter Kaderumbau.
Was hat Benitez jetzt in 6 Monaten zusammengebracht? Gute Staffelungen im 4-1-4-1 wenn mal der halbe Kader fehlt; und sonst? Ein paar schlechter abgestimmte Herausrückbewegungen, die Stürmer noch enger beisammen und höher, noch häufiger Unterzahlen, noch mehr Flanken, der Rest ist praktisch gleich wie im Vorjahr.
Angenommen ich will ein Haus bauen. Ich spreche mit einer Baufirma, unterschreibe alle Verträge und sie sagen mir, dass ich in 1 Jahr einziehen kann. Wenn dann ein halbes Jahr der Bauleiter zu mir kommt und sagt, dass er noch 2 Monate zusätzlich braucht, ich bisher aber nicht mal das Fundament sehe, dann werde ich ihm diese Zeit nicht geben. Sehe ich, dass gearbeitet wird und die veranschlagte Zeit am Anfang einfach zu kurz war, dann werde ich mit mir sprechen lassen.
Im Grunde hat doch sein Nachfolger dann auch nur eine Halbserie Zeit, um sich zu beweisen. Und wenn das nicht klappt und das große Trainerkarusell losgeht, dann zeigt die Erfahrung, dass es sich nicht schnell und leicht aufhalten lässt. Heißt jetzt nicht, dass man den Trainer halten muss, egal wie die Umstände sind, ich will diese Entscheidung nicht treffen müssen und wenn man dann getrennte Wege gehen will, dann bitte mit einer guten Lösung parat.
Wie gesagt, mMn muss eine Halbserie reichen um zumindest seine Ideen zu präsentieren und um ein Fundament zu bauen. Ich sehe bisher keine Handschrift, kaum Veränderungen und hinter diesen wenigen Veränderungen wenig Plan.
Ich sehe zum momentanen Zeitpunkt wenig Sinn dahinter, Benitez weiter arbeiten zu lassen, weil ich einfach nicht mehr erwarte, dass er jetzt noch viel erledigen kann.
Von dem Bauprojekt sollten zu Saisonende 100% fertig sein, bisher sind wir irgendwo bei 0%
Im Sommer wäre es schön, wenn ein neuer Trainer x schon auf irgendwas aufbauen könnte; das Fundament von Trainer x kann aber x selbst am besten aufbauen; insofern wäre es doch vernünftig jetzt schon den Trainer zu wechseln, die nächste Halbserie einfach unbewertet zu lassen und ihn dann mit seinem selbst gebauten Fundament weiterzuarbeiten, diesmal natürlich schon bewertet.