Reportage

Leidige Frage: Ist das Fehlen Ronaldos nach wie vor zu groß?

Hat Real Madrid ein Offensivproblem? Bei Aufsteiger FC Elche kommen die Königlichen am 16. Spieltag nicht über ein 1:1 hinaus. Und die Statistik besagt: So harmlos vor dem gegnerischen Tor wie 2020 waren die Madrilenen zuletzt 2005. Am Abgang von Cristiano Ronaldo darf dies jedoch alleine nicht festgemacht werden.

595
Benzema kann es nicht alleine richtigen, doch Ronaldo geht ab – Foto: imago images / ZUMA Wire, AFLOSPORT

Magere Torausbeute kostet Punkte

ELCHE. Die Königlichen stolperten mal wieder über einen vermeintlich kleinen Gegner. Denn der FC Elche machte dem spanischen Rekordmeister das Leben schwer. Wir haben gut begonnen, uns viele Chancen erarbeitet, um Tore zu erzielen, aber das ist LaLiga“, konstatierte Casemiro nach dem ernüchternden 1:1-Remis. Bereits zum sechsten Mal in der laufenden Ligasaison lassen die Merengues Punkte liegen (drei Remis, drei Niederlagen aus 16 Spieltagen).

„Was uns gefehlt hat, war das zweite Tor, denn wir hatten einige Chancen“, meinte Cheftrainer Zinédine Zidane. Ein Kopfballtor von Luka Modrić sorgte in der 20. Spielminute für die Führung, nach dem Elfmeter-Gegentreffer von Elches Fidel erlangten die Blancos allerdings keinen Zugriff mehr in der Offensive. Aus insgesamt sechs Torchancen resultierte unter dem Strich nur ein Treffer. Karim Benzema, der zuvor in den vergangenen fünf Pflichtspielen noch fünf Mal traf, blieb harmlos und ohne Tor.

Mit CR7-Abgang gingen die Treffer zurück

Doch woran liegt es, dass Real Madrid keine Mannschaft mehr ist, die sonderlich große Gefahr vor dem gegnerischen Tor ausstrahlt? Mit 28 Toren stellt der spanische Rekordmeister in Anbetracht der Trefferzahl nach aktuellem Stand zwar hinter dem FC Barcelona (29) die zweitbeste Ligamannschaft, doch im Kalenderjahr 2020 waren es lediglich 91 Treffer, die auf das Konto der Blancos gingen. Dass man letztmals derart ineffizient im Angriff war, ist bereits 15 Jahre her.

Besonders auffällig: Nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo in Richtung Juventus Turin ist Reals Torausbeute massiv nach unten gegangen. Zwischen 2014 und 2017 erzielte Madrid im Durchschnitt 155,75 Tore pro Jahr. 2018, als der Portugiese immerhin noch bis Ende Mai beim weißen Ballett spielte, waren es noch 142 Treffer. 2019 waren es bloß noch 100, und nun eben 91.

Übrigens: Der fünffache Weltfußballer erzielte bei den letzten Duellen der Königlichen mit Elche in der Saison 2014/15 fünf der sieben Tore, darunter sogar ein Viererpack!

Teure Transfers wie Hazard oder Jović überzeugen nicht

Ob das Fehlen Ronaldos jedoch der alleinige Indikator für den Trefferrückgang ist? Einen adäquaten Ersatz für CR7, wenn es den überhaupt gibt, hat Real seit dem Transfersommer 2018 nicht verpflichtet. Eden Hazard, der ein Jahr später für über 100 Millionen Euro vom FC Chelsea kam, war bislang vom Verletzungspech überhäuft und vermochte noch nicht zu überzeugen. Auf den Belgier sind gerade einmal drei Tore aus 31 Pflichtspieleinsätzen zurückzuführen. Luka Jović, der 2019 für 60 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt kam und hinter Hazard der zweitteuerste Einkauf seit 2015 war, ist meist nur Reservist und kann ebenso erst auf zwei Tore aus 32 Pflichtspielen zurückblicken.

„Man braucht nicht darüber zu diskutieren, wie wichtig Cristiano für Real Madrid war. Aber ich muss sagen, dass es uns nicht bedrückt hat, dass er nicht mehr da ist – in dem Sinne, warum wir nicht weiterhin die gleichen Ambitionen haben sollten. Wir waren davon überzeugt, dass wir auch ohne ihn weiterhin erfolgreich sein würden, weil die Mannschaft unabhängig von der Stärke des Individuums immer über allem steht“, befand Modrić erst noch im Juli 2020. Seit seinem Abgang aus der spanischen Hauptstadt erzielte Ronaldo für Juve 81 Pflichtspieltore – Treffer, die eben in Madrid fehlen.

Analyse | Alle Videos

Analyse: Zidane hat sich vercoacht

Es hätte eine besinnliche 3. Halbzeit werden können, doch weil die Königlichen nach sechs... weiterlesen

Benzema und Ramos sollten es nicht alleine lösen müssen

Benzema, der laut seinem Trainer „Frankreichs bester Stürmer“ ist, ist für Reals harmlose Offensive jedenfalls nicht hauptverantwortlich zu machen. Der Franzose erzielte seit 2018/19 69 Pflichtspieltore und muss zumindest in Anbetracht der Ligawerte nur Lionel Messi vom FC Barcelona den Vortritt an der Spitze überlassen. Darüber hinaus netzte Benzema 2020 wettbewerbsübergreifend 23 Mal ein, nur Messi noch häufiger (26) in Spanien.

Wären neben Benzema jedoch auch andere Angreifer bei Real in der Pflicht, um Tore zu erzielen, ist es paradoxerweise Innenverteidiger Sergio Ramos, der mit 27 Treffern seit dem Ronaldo-Abgang die zweitmeisten Pflichtspieltore für die Königlichen erzielt hat.

Dass Ronaldos Tore abgehen, ist unumstritten. Dennoch darf der Verkauf des bald 36 Jahre alt werdenden Superstars nicht als Fehler abgestempelt werden. Denn der Umbruch musste kommen, wenn auch dieser noch stagniert. Allerdings müssen die Madrilenen ihre Torgefahr früh oder später zurückerlangen, zumal Benzema mit 33 Jahren und Vertrag bis 2022 auch nicht mehr ewig beim weißen Ballett auf Torejagd gehen wird. Ebenso ist es beim 34-jährigen Ramos der Fall, dessen Zukunft aufgrund seines im Sommer 2021 auslaufenden Kontrakts noch ungewiss ist. Dass die Fans gerne Stars wie Paris Saint-Germains Kylian Mbappé oder Borussia Dortmunds Erling Haaland bei den Blancos sehen würden, ist daher nicht verwunderlich.

Und doch muss es vorerst mit dem Personal weitergehen, das vorhanden ist – große Wintertransfers sind in Madrid eher unwahrscheinlich. So liegt es nun eben an anderen Akteueren – außer Benzema und Ramos – die sich in der Verantwortung sehen müssen, auch in der Offensive Gefahr auszustrahlen und für Tore zu sorgen. Ein ähnlich Tor-harmloses 2021 mag vielleicht nichts an dem einen oder anderen Titel ändern, doch langfristig gesehen, müssen sich die Gegner wieder vor den Madrilenen fürchten.

Reals Trikots 2020/21: Jetzt im Adidas-Onlineshop bestellen

0.00 avg. rating (0% score) - 0 votes
Kommentare
Solange Hazard als Ersatz Ronaldo eingesetzt wird und es kein neues Offensivkonzept gegenüber dem Flankenspiel gibt wird sich nichts ändern. Das aktuelle Spielprinzip passt nicht für die jungen und nicht für die neuen Spieler.
 
Solange Hazard als Ersatz Ronaldo eingesetzt wird und es kein neues Offensivkonzept gegenüber dem Flankenspiel gibt wird sich nichts ändern. Das aktuelle Spielprinzip passt nicht für die jungen und nicht für die neuen Spieler.
Einzig wo das System funktioniert , ist in Zidane seinem Kopf.
 
Leider ist das so. Kein Mannschaftsteil fällt so eklatant vom Qualitätsniveau ab wie die Offensive. Damit sind insbesondere die Flügelspieler gemeint. Außer Hazard den man bisher dauerverletzungsbedingt kaum bewerten kann, haben Rodrygo, Vinicius und Asencio keine LaLiga Qualität. Andere wie Brahim werden verliehen. Lucas ist eher Ergänzungsspieler als Stammspieler. Diese Mannschaftsposition sind mit Weltklassespieler zu besetzen, die Spiele alleine entscheiden oder zumindest Ihren Stempel aufdrücken. In der Vergangenheit waren es Ronaldo, Benzema, Di Maria, Bale die jedes Jahr dafür gesorgt haben, das das Tridente zusammen auf 60-80 Scorerpunkte pro Saison kommt. Derzeit sind es außer Benzema, alle anderen Mannschaftsteile die Tore oder Vorlagen erzielen. Da kann der Trainer auch nichts dafür. Wer glaubt das ehemalige Tridente mit unfertigen Spielern wie Acencio, Rodrygo oder Vinícius zu ersetzen, und anstelle Sie auszuleihen diese Spieler zu einen festen Bestandteil der Mannschaft macht, spreche ich jegliche Managementkompetenz ab. Hätte Madrid anstelle 150 Mio. für die oben genannten Spieler lieber in Weltklasse a la Salah, Sancho etc. ausgegeben, dann sähe die Welt anders aus und der Trainer hätte eine vernünftige Grundlage die Weiterentwicklung der Mannschaft veranzutreiben.
 
Die fehlenden Tore sind nicht nur allein an Ronaldo fest zu machen. Mit Bale Morata James etc. gingen auch Spieler die in einer Saison meist 20-30 Scorer Punkte geholt haben. Unsere Offensive ist im Vergleich zu früher einfach um Welten schlechter. Man kann von jungen Spieler wie rodrygo Vinicius etc nicht verlangen diese Zahlen zu erreichen.
 
Schaut euch mal die Zahlen mit CR7 an und ohne. Man merkt einfach, dass der eine Mann fehlt und es bis heute!!! keine Kompensation gab. Das Problem ist, es gibt auch keinen Spieler der das kompensieren kann. Welchen Spieler, bis auf Messi, kennt ihr denn, der Jahre lang 40-50 Tore die Saison schießt? Es gibt keinen. Lewandowski hatte jetzt 2-3 Gute Jahre, aber erst die letzte Saison war erwähnenswert. Sonst hatte mal Kane eine gute Saison oder suarez. Das war’s. Nicht mal ein Mbappe oder ein Haarland würden bei Real Madrid annähernd 40-50 Tore schiessen. Man muss einfach einen Weg finden ohne diese Tore klarzukommen oder wirklich mit Geduld einen Spieler zu formen, der mal annähernd konstant 35-40 Tore die Saison schiesst.
 
Die fehlenden Tore sind nicht nur allein an Ronaldo fest zu machen. Mit Bale Morata James etc. gingen auch Spieler die in einer Saison meist 20-30 Scorer Punkte geholt haben. Unsere Offensive ist im Vergleich zu früher einfach um Welten schlechter. Man kann von jungen Spieler wie rodrygo Vinicius etc nicht verlangen diese Zahlen zu erreichen.






Morata hatte eigentlich nur 16/17 wirklich gute Scorerpunkte bei uns. Bei James gebe ich dir Recht, der hat bis auf seine letzte Saison immer gut performt, wenn er spielen durfte.
 
Guter comment, trotzdem glaube ich würde ein anderer trainer mehr aus unserer Offense herausholen.
Gerade in der Offense ist coaching sehr wichtig und da
Kommt von zz viel zu wenig.Kann nicht sein dass da vorne einfach alles schlecht ist.
Am meisten fehllt mir das Tempo, gerade gegen tiefstehende Mannschaften sehr wichtig.
Denke bis im Sommer heisst es noch flanken,flanken trallala.....






QUOTE="El Presidente, post: 323648, member: 1"]Leider ist das so. Kein Mannschaftsteil fällt so eklatant vom Qualitätsniveau ab wie die Offensive. Damit sind insbesondere die Flügelspieler gemeint. Außer Hazard den man bisher dauerverletzungsbedingt kaum bewerten kann, haben Rodrygo, Vinicius und Asencio keine LaLiga Qualität. Andere wie Brahim werden verliehen. Lucas ist eher Ergänzungsspieler als Stammspieler. Diese Mannschaftsposition sind mit Weltklassespieler zu besetzen, die Spiele alleine entscheiden oder zumindest Ihren Stempel aufdrücken. In der Vergangenheit waren es Ronaldo, Benzema, Di Maria, Bale die jedes Jahr dafür gesorgt haben, das das Tridente zusammen auf 60-80 Scorerpunkte pro Saison kommt. Derzeit sind es außer Benzema, alle anderen Mannschaftsteile die Tore oder Vorlagen erzielen. Da kann der Trainer auch nichts dafür. Wer glaubt das ehemalige Tridente mit unfertigen Spielern wie Acencio, Rodrygo oder Vinícius zu ersetzen, und anstelle Sie auszuleihen diese Spieler zu einen festen Bestandteil der Mannschaft macht, spreche ich jegliche Managementkompetenz ab. Hätte Madrid anstelle 150 Mio. für die oben genannten Spieler lieber in Weltklasse a la Salah, Sancho etc. ausgegeben, dann sähe die Welt anders aus und der Trainer hätte eine vernünftige Grundlage die Weiterentwicklung der Mannschaft veranzutreiben.[/QUOTE]
 
Ist das Fehlen Ronaldos nach wie vor zu groß?

A: Ja, definitiv!
Uns fehlen im Schnitt gut 40-50Tore pro Kalenderjahr wie man's aus der obrigen Tabelle entnehmen kann. Vorallem mangelt es an entscheidenen Toren um ein Spiel noch zu drehen oder zumindest knapp zu gewinnen.

Hätte Perez im Sommer 2018 einfach 10Mio auf CR7's Gehalt noch draufgelegt, würde man sich so viel Verluste und Konflikte ersparen können.
Aber nein, stattdessen wirft man 160Mio für einen Dauerverletzten, ans System angepassten 28-jährigen und 63Mio für einen unmotivierten und zudem frustrierten Stürmer der nie spielen darf aus dem Fenster.

Hiermit erkläre ich Hazard als den teuersten und größten Transferflop und CR7 als den dümmsten und verlustreichsten Verkauf in Reals Transferhistorie!
 
Zuletzt bearbeitet:

Verwandte Artikel

Vinícius: Der Freifahrtschein ist weg – und Rodrygo sitzt im Nacken

Vinícius Júnior gehört auch für Xabi Alonso zu den fundamentalsten Spielern bei...

Keiner trifft öfter: Kylian Mbappé wird gerade erst warm

Es war die wohl am meisten diskutierte Verpflichtung in der jüngeren Vereinsgeschichte...

Alaba: Neue Rolle unter Alonso – Berater macht Ansage

David Alaba scheint bei Real Madrid plötzlich kein reiner Verteidiger mehr zu...

Der jüngste Kader der Liga

Das gab es lange nicht mehr: Real Madrid hat den jüngsten Kader...