Kommentar

Kommentar zu Fremdkörper Jović: Nur ein Abgang bringt ihn weiter

Luka Jović bekommt bei Real Madrid nach acht Monaten wieder mal eine Chance von Anfang an. Aber der serbische Angreifer nutzt sie nicht, wirkt abermals wie ein Fremdkörper. Zum eigenen Wohl sollte Jović Madrid vor dem Transferschluss lieber noch verlassen, kommentiert REAL TOTAL-Redakteur Filip Knopp.

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Luka Jovic
Redakteur Filip Knopp rät dem glücklosen Jović zu einem Wechsel – Foto: imago images / Jan Huebner

Jović bei Real: Achtmal Startelf, achtmal kein Tor

Irgendwie war es überraschend. Irgendwie aber auch nicht. Weil Eden Hazard und Marco Asensio noch nicht wieder im Kader standen und zuletzt gegen Real Sociedad weder Rodrygo Goes noch Vinícius Júnior überzeugen konnte, sprengte Zinédine Zidane sein Flügel-System zum Duell mit Real Betis und stellte Luka Jović als zweite Spitze neben Karim Benzema auf. Genau damit rechnete REAL TOTAL im Vorfeld der Partie auch – obwohl Jović satte acht Monate lang nicht mehr das Vertrauen von Anfang an bekommen hatte.

Am 29. Januar, im Copa-del-Rey-Achtelfinale gegen Real Zaragoza, war der Serbe letztmals ein Teil der Aufstellung gewesen. So wie damals und bei seinen sechs vorherigen Startelf-Einsätzen gelang ihm auch jetzt gegen Betis kein Tor!

Keine Bindung zu den Mitspielern

Schlimmer noch: Mit 14 Ballkontakten, keinem einzigen Torschuss und sechs von zehn angekommenen Pässen wirkte Jović in seinen 72 Minuten wie ein Fremdkörper. Abermals.

Jović fehlt nach 14 Real-Monaten nach wie vor jegliche Bindung zu den Mitspielern. Sowohl auf als auch neben dem Rasen, wo Kroate Luka Modrić aufgrund der gemeinsamen Sprache sein einziger „Buddy“ zu sein scheint. Jović kann kein Spanisch und spricht nur gebrochen Englisch.

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Die Kollegen suchen ihn im Spiel nicht, und er selbst ist auch nicht wirklich darum bemüht, dass sich das ändert. Seine Körpersprache lässt weiter zu wünschen übrig – erst recht, wenn man sie mit der eines Mariano Díaz oder Borja Mayoral vergleicht, die nach Einwechslungen mehr Einsatzwillen zeigen und sich unbedingt für mehr empfehlen wollen. Dass Jović in der 64. Minute eine Rote Karte für Betis-Verteidiger Emerson provozierte, indem er frei auf das Tor zulief und vor dem Strafraum gefoult wurde – ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Jović und Real: Wie soll das noch etwas werden?

Natürlich kann man von einem Stürmer, dem es bei einem mickrigen Treffer im Kalenderjahr 2020 an Selbstvertrauen mangelt und der kaum Spielpraxis bekommt, eher keine Wunder erwarten, wenn er plötzlich wieder eine Möglichkeit erhält. Andererseits verfliegt der Optimismus, dass es für Jović bei Real etwas wird, mit dem Gastspiel in Sevilla noch mehr.

Neue Saison, altes Leid. Für den Klub ist er bislang nicht mehr als ein teurer Flop. Allein als fixe Ablösesumme überwies Real 60 Millionen Euro an Eintracht Frankfurt.

Demnächst kehren Hazard und Asensio in den Kader zurück, dann wird Zidane vornehmlich wieder auf eine taktische Formation mit Flügelspielern setzen. 4-3-3 oder 4-2-3-1. Heißt: Rasche Rückkehr zum Ein-Mann-Mittelsturm – der natürlich Benzema bleibt.

Nach seinem müden Auftritt gegen Betis muss Jović damit rechnen, zumindest rein persönlich eine weitere Saison zum Vergessen zu erleben. Eine Saison auf der Bank, eine Saison als Zuschauer, eine Saison als Niemand. Meine Meinung: Aus eigenem Interesse sollte er seinen Berater beauftragen, die Real-Führung um eine Leihe oder gar einen Verkauf zu beten. Und zwar jetzt. Bis zum 5. Oktober ist der Transfermarkt noch offen. Ein Verbleib wird ihn und seine Karriere nicht weiterbringen.

Aber vielleicht ist hinter den Kulissen ja auch schon etwas in der Mache. Kürzlich berichtete die spanische Nachrichtenagentur EFE, dass Jović per Leihe gerne wieder zur Eintracht gehen würde. Nachrichtenagenturen streuen in aller Regel nichts, woran nichts dran ist. Für SGE-Sportvorstand Fredi Bobic kommt eine Rückholaktion des 22-Jährigen aber nicht infrage. Ob er nur blufft? Wäre für Jović bestimmt nicht schlecht…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Jovic wird im Team 'gemobbt'
Obwohl hervorragend positioniert wird er von seinen Spielern nicht angespielt. Gleich zu Anfang spielte kroos ihn an und ich war davon überrascht wie locker jovic diesen Ball verarbeitete.

Solange man jovic im Team nicht integrieren will, wird das nichts!!!
 
Jovic wird im Team 'gemobbt'
Obwohl hervorragend positioniert wird er von seinen Spielern nicht angespielt. Gleich zu Anfang spielte kroos ihn an und ich war davon überrascht wie locker jovic diesen Ball verarbeitete.

Solange man jovic im Team nicht integrieren will, wird das nichts!!!

Denke nicht, dass das der Fall ist. Man ignoriert Jovic nicht mit Absicht, aber man ist sich einfach kein 9er gewohnt im Team zu haben.
Jahrelang wurde CR7 von Marcelo und Benzema bedient. Die Laufwege waren perfekt, man hat sich blind verstanden. CR ging weg und Benzema hat sich zum Torjäger entwickelt.. naja zumindest mehr oder weniger. Aber er stand nie im 16er und wartete auf Bälle, sondern war selbst am Aufbau beteiligt und hat dann so seine Tore gemacht. Hat Vor- und Nachteile.
Higuain war wohl der letzte echte 9er, der bei uns gespielt hat. Das ist jetzt über 7 Jahre her. Vinicius und Rodrygo sind zu jung, heisst Modric, Kroos etc. müssen da mehr auf Jovic bringen, aber die kennen die Laufwege nicht. Odegaard wäre der richtige Spieler dafür, aber auch er wirkt noch nicht richtig eingebunden, wohl aus dem selben Grund, aber andere Position.

btw was vielen nicht aufgefallen ist: Jovic hat ständig zwei Verteidiger an sich gebunden. Sieht man um Minute 26 gegen Betis ganz gut als Beispiel. Benzema hat dadurch Platz und könnte zur Chance kommen (falls dann der Pass kommt). Nur eigentlich sollte Benzema die Verteidiger binden und Jovic zum Schuss kommen, da er einfach die bessere Schusstechnik hat und sicherer vor dem Tor ist (mal unter der Bedingung er spielt nicht nur 4 La Liga Spiele in einer Saison von Beginn an).
Das kann aber nicht passieren, wenn Benzema ständig 20 Meter hinter dem 16er ist und die Verteidiger sich voll auf Jovic konzentrieren können. Das kann auch nicht passieren, wenn Benzema wieder zur Seite abdrifted und es da irgendwie zu 2-3 Querpässen mit Rodrygo kommt, der dann auch nicht weiss wohin er soll.

Und genau wegen solchen Dingen braucht es einfach folgendes: Spielzeit, einen Trainer, der weiss wie man sich taktisch ausrichtet, Selbstvertrauen und Spieler, die sich solchen neuen Dingen annehmen können, statt einfach 90min in den 16er zu flanken und zu hoffen. Dass er sich mehr bewegen muss? Kann sein. Aber wohin? Weg vom 16er, damit neben Benzema auch er nicht mehr da ist? Pressing machen nur damit er dann evtl. den Ball gewinnt und Benzema ist an der Mittellinie, Vini verhaut den Ball oder Rodrygo passt den Ball ins Nichts? Ist jetzt alles etwas extrem und ja, vielleicht sollte er seine Körpersprache etwas ändern. Aber ich glaube das hat auch viel mit Selbstvertrauen etc. zu tun. Ausserdem muss Jovic einfach die Sprache lernen, das liegt alleine an ihm.

Ich sage damit auch nicht, dass Jovic gut gespielt hat oder dass man seine Spielweise mögen muss. Ich will damit nur sagen, FALLS man Jovic erfolgreich beteiligen will, muss man einen Plan haben und ihn nicht blind reinwerfen.

Mir ist das Spiel unter Zidane einfach zu sehr auf die individuelle Stärke ausgelegt. Zu wenig Taktik, zu viel hoffen auf Fehler des Gegners oder brillante Aktionen eines Spielers. Ich glaube jeder Offensivspieler wird sich schwer mit Zidane tun. Wie viele von den ganzen Talenten vorne sind unter ihm aufgegangen? Vini, Rodrygo, Jovic, Brahim, Mariano, etc.. Alle haben ihre Mühe mit dem Spiel unter ihm. Ich bin mir sicher, dass ein Jovic bei Barca, ManCity, etc. absolut abgehen würde.
 
Jovic wird im Team 'gemobbt'
Obwohl hervorragend positioniert wird er von seinen Spielern nicht angespielt. Gleich zu Anfang spielte kroos ihn an und ich war davon überrascht wie locker jovic diesen Ball verarbeitete.

Solange man jovic im Team nicht integrieren will, wird das nichts!!!

Ich gebe Zidane zwar auch eine große Mitschuld – aber so einseitig darf man das mMn auch nicht betrachten.

Damit Integration klappt, müssen beide Seiten zueinander finden. Jovic ist offensichtlich jemand, der sich schwerer tut, sich in der Fremde zu integrieren und wohlzufühlen. Mich erinnert er dabei ironischerweise ausgerechnet an Benzema: Großer Macker auf Social Media, aber im Herzen ein schüchterner Bursche, der sehr viel Vertrauen und Spielzeit braucht, um sich wohlzufühlen und glänzen zu können. Das meine ich bitte gar nicht als Kritik, es ist einfach eine Beobachtung.Karim hat man in Madrid die ersten 2-3 Jahre nur mitgschleppt, das muss man leider so sagen. Die Geduld und das Vertrauen haben sich ausgezahlt aber so viel Zeit bekommt eigentlich in Madrid sonst niemand.

In Frankfurt hat für Jovic offensichtlich alles geklappt und er konnte sein Potential aufn Platz bringen. In Portugal passte es nicht un in Madrid bisher auch nicht.

Wenn man langfristig tatsächlich mit ihm plant, braucht er unbedingt mehr Spielzeit – und zwar in Madrid. Aber er muss auch weiter an sich arbeiten, Geduld zeigen, die Sprache lernen, aus seinen Schatten springen etc.

Mariano hat eindeutig weniger Talent aber er hat Selbstvertrauen für zwei Back-Up-Stürmer. Allein, dass er letztes Jahr gleich mal die 7 genommen hat, zeigt, wie sehr er von sich überzeugt ist. Leider kann man so etwas nicht trainieren. Jovic' Talent und Marianos Ego – das wär eine Kombination, die Real Madrid momentan bräuchte.

PS: Danke, @4lleyezonme für den guten Beitrag
 
Mir ist das Spiel unter Zidane einfach zu sehr auf die individuelle Stärke ausgelegt.

Diesen Gedanken habe ich nun auch schon eine ganze Weile. Die einzige "Taktik" die ich erkennen kann ist, möglichst keine Treffer zu kassieren. Studierte Spielzüge, Laufwege, Aufbau oder was auch immer ist einfach Fehlanzeige. ZZ hatte das Privileg eines "schlauen" KMC, dass sich an spielerischer Kreativität selbst zu bedienen wusste und wunderbar harmonierte. Zuzüglich eines offensiven Antreibers und 50er Scorers wie CR7, der wiederum eine perfekte Abstimmung mit Benzy, Marcelo und ja sogar Bale (BBC) hatte. Diese Zeiten sind nun vorbei und die genannten "Selbstläufer" funktionieren nicht mehr oder sind nicht mehr vorhanden.

Meine Befürchtungen sind, dass ZZ vorwiegend auf eben diese individuelle Stärken vertraut, und sich im Falle Jovic dachte, "der haut in Frankfurt einen nach dem anderen rein, evtl. schafft er es auch bei uns. Ab auf die Wunschliste mit ihm." Weitere Gründe sehe ich für den Jovic Transfer (momentan) nicht. Als Benzema Nachfolger versauert er zu oft, Systemanpassungen die nach einem Jovic ausgelegt wären, erkenne ich keine (ausser evtl. Martin, der sich aber auch erst noch richtig einfügen muss).

Mir fehlt da eine Handschrift.
 
Also eines gehört zur Personalie Jovic gesagt:
„Meiner Meinung nach waren seine Laufwege teilweise sensationell. Wie oft er in die Schnittstellen der 4er Kette eindringt ist unglaublich. Leider wird er von seinen Mitspielern nicht richtig eingesetzt. Sie suchen IMMER Benzema. Kein Lochpass oder Laufpass auf Jovic, der einfach alles hinter sich lässt, wenn er im Lauf ist (aufgrund seines Antritts und seines Körperbaus). Hat man ja gesehen, als Benz ihn geschickt hat und dann die Rote Karte gerechtfertigt gefallen war.“
Drum kann ich mir diesen Doppelsturm öfters vorstellen, da einfach Benz eher die Hängende Spitze ist.

Ich gebe euch ja Recht, dass von Jovic noch mehr kommen muss, aber dazu braucht er Spielpraxis - und Mitspieler die mit ihm spielen wollen. Am WE kam es mir teilweise vor, dass Jovic absichtlich nicht angespielt wird.

Dies ist halt meine Meinung zu Jovic
 

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