
Kennt ihr das? Dieses Gefühl der Resignation. Des Eingestehens, dass man selbst, dass die eigenen Hoffnungen und Erwartungen falsch lagen? Nun verlässt Martin Ødegaard Real Madrid endgültig und schließt sich dem FC Arsenal an. Und ich stehe da wie der verletzt-gekränkte Obi-Wan Kenobi und schreie dem Gescheiterten hinterher: „Du warst der Auserwählte!“
Nun hat sich der 22-Jährige natürlich nicht wie Anakin Skywalker den Sith angeschlossen, sondern ist „nur“ in die Premier League gewechselt. Und trotzdem fühlt es sich für mich wie eine persönliche Niederlage an. „Es hieß, du würdest die Macht (gemeint ist damit natürlich Real Madrid, was sonst?) wieder ins Gleichgewicht bringen“, hallen die Jedi-Worte durch meinen Kopf dem Norweger hinterher.
Er schaut nicht mal zurück. Wie ich, hat auch er aufgegeben. Zu einfach in meinen Augen. Dass er in seinen sechs Jahren und unter drei Trainern nie richtig Fuß fassen konnte, liegt natürlich nicht zu 100 Prozent nur an ihm, aber wie ich finde doch zu einem großen Teil. Elf Einsätze und nur 489 Minuten sind eigentlich nichts. Wie seine Torbeteiligungen: keine. Lag das nur am fehlenden Vertrauen Zinédine Zidanes? Zu einem Teil auch, aber bei mir bleibt der bittere Beigeschmack, dass Ødegaard nicht nur nichts riskiert hat, sondern auch jetzt den einfachen Weg geht. Geduld oder Identifikation mit seinem Arbeitgeber? Kaum feststellbar. Real Madrid verlassen für einen Klub, der seit 2017 nicht mehr in der Champions League spielte? Mit geringen Hoffnungen, dass sich daran etwas ändert geschweigedenn, dass sein neuer Trainer und Förderer sich noch lange halten kann? Er scheut den harten Weg.
Zumal die Frage gestellt werden muss, wie lange das „Oldie-Mittelfeld“ um Luka Modrić (fast 35) und Toni Kroos (30) wohl noch durch halten wird? Ohne Konkurrenzkampf geht es nicht, das traut er sich offensichtlich nicht zu und wählt lieber den Stammplatz bei einem Klub, der es nicht mal in die Europa League schaffte.
Ich hatte so viel Hoffnung, dass Ødegaard das neue Gesicht bei Real Madrid wird und für schnellen, vertikalen, risikoreichen Fußball steht. So wie er es erst bei Vitesse und dann auf großer Bühne bei Real Sociedad zeigte. 2020 der Kaltstart ohne Saisonvorbereitung bei den Blancos (zwei Startelf-Einsätze an den ersten beiden Spieltagen) konnte fast nur scheitern, die Flucht im Winter nach London war teilweise nachvollziehbar. Aber jetzt der erneute Rückzug? Im Dezember wird er 23, wie viel Geduld und falsche Hoffnungen soll man noch haben?
Er hätte so viel ändern können und auch wenn Fehler auf beiden Seiten getan wurden, finde ich, ist er an diesem Ende großenteils selbst schuld – dafür gab es dann doch genügend Anläufe und Chancen. Obi-Wan, ich teile deinen Schmerz. „Ich habe an dir versagt, Martin!“ Möge das Glück mit dir sein.
PS: Wer die Star-Wars-Verweise nicht verstanden hat, möge sich bitte diesen Ausschnitt (oder besser gleich die komplette Episode drei) ansehen:
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